Nichts ist größer.
Nichts ist stärker.
Es ist substanziell.
Und doch selten zu finden.
Nichts ist größer.
Nichts ist stärker.
Es ist substanziell.
Und doch selten zu finden.
Wenn ein Bildhauer sich verliebt, gibt er alles was hat.
All seine Liebe, all seine Hingabe.
Was zuweilen sehr groß, vielleicht zu groß ausfallen kann.
Für die Herzensdame und für die Liebe.
Meist liegt es einfach daran das das Geschenk groß, sehr groß ist.
In dem beschriebenen Fall baute ich in gut 2 Jahren eines der schönsten Stücke die je meine Hände verlassen haben.
Ich habe sie mit all meiner Liebe nur für sie gebaut.
All mein Können, all meine Kraft und Kreativität flossen in das Holz und erschufen ein wunderschönes Stück.
Kurz nach dem ich ihr mein Werk im wahrsten Sinne zu Füßen legte verließ sie mich.
Ich werde mich in Zukunft wohl auf Blumesträuße und Pralinen beschränken.
Der mit der Kuh rennt.
Nein nein, geneigte Leserschaft.
Ich bin nicht der Steglitzer Cevin Costner Verschnitt und diese Geschichte ist auch nicht an den Locken herbeigezaubert oder der Behaarung kopfseitig ziehender Weise entlockt worden.
Erstens bin ich, bescheiden ausgedrückt dem Schauspieler an Haaren und zweitens an Gestalt und Anmut derart überlegen das ich ihm, sollte er eines Tages meiner einer Kontrovers begegnen, meinen Therapeuten zur Verfügung stellen möchte.
Diese Geschichte ist so passiert und sämtliche Ähnlichkeit mit wahrhaft existierenden oder namentlich bekannten Personen und Kühen ist absichtlich und wurde so gelebt.So nun im hohen Alter von 56 Jahren angelangt, ein kleiner (der ist klein!!!) Schmerbauch drückt an der Gürtelschnalle besinne ich mich auf die Tugenden der Bewegung.Diese, Kneipp hats geschrieben, vermittelt Wohlgefühl und schafft Platz in der Hose.Meine Exerzitien im Dojo habe zwar meine Beweglichkeit Körper – und geistigerseits extremst gefördert und verbessert, doch das was man so Kondition oder Fitness nennt fehlte mir definitivermassen mächtig ein klein Wenig.
Die Folgen sehen ungefähr so aus: kann mich gelenkig umdrehen wie ein Uhu bin zuweilen jedoch kurzatmiger als ein lungenamputierter Asthmatiker im Weltall ohne Raumanzug.Aus diesem kühlen Grunde packte ich mich und meine Vorsätze auf einen gar wunderschönen Weg der vom Campingplatz ausgehend einmal den anliegenden See umrundet und leufte.(Lief wäre falsch, ich tue das ja immer noch und laufen ist Gegenwart, ich denke mit meiner Version komme ich dem zu beschreibenden Zeitpunkt am nächsten; in der Vergangenheit luf ich ergo bzw. leufte dort.)
Die ersten paar male sah das so aus: ein in kurzen Shorts und flotter Sohle ausgestatteter Modelathlet im fortgeschrittenen Alter keuchte fluchend kurzatmig stampfend die Schleswig – holsteinischen Feldwege entlang.
Getier und Passanten stoben hinfuhrt.
Schon bald merkte ich, das mein Weg Ausdauer und Demut sowie eine gehörige Portion Geduld mit einem Selbst beinhaltet und sobald das ich das merkte, merkte ich auch das ich genau diese Tugenden unter „Blödsinn, das ist nur für Kleingeister“ in meiner Entwicklung nach weit hinten geschoben hatte.
Schöner Mist.
Ich konnte im Geiste meinen Mentor und Kampfguru hören wir er mir weise lächelnd erklärte das der Weg das Ziel und entspannte Ruhe eines der wichtigsten und unabdingbarsten Teile dazu sind und mich damit nur noch mehr anstachelte alles und sofort/gleichzeitig zu tun, bzw. in Verzweifelung zu versinken.
Ich empfinde den Herrgott oder wer auch immer sich diesen Menschentypus ausgebrütet und auf diese voll industrialisierte Welt gesandt hat als niederträchtig und hinterlistig.
Man selbst mit allen seinen Selbstzweifeln und Macken beladen kommt sich neben diesem Menschentyp wie Bäckereiofenassistent Müller neben Alexander dem Großen vor.
Doch einen echten Helden und Recken wie mich ficht das nicht an.
Ich beschloss den Rat meines Gurus folgend das Ganze als freudige Übung meines körperlichen und mentalen Seins zu verstehen.
Also ganz langsam mit viel Geduld und Liebe zu einem Selbst, aufgeschlossen in Geist und Körper, dem Universum zugetan.
Gelang auch ganz gut.
So nach der 2 Woche waren schon Erfolge zu verzeichnen und ich begann mich auf meine nun tägliche Runde zu freuen.
So nach der 2 Woche lief ich schon ganz passabel und die Natur nahm nicht mehr Reißaus wenn ich die Wege entlangrumpelte.
Ich kannte die meisten Viecher schon und grüßte zuweilen auch das eine oder andere Tier freundlich durch wohlwollendes Kopfnicken oder ein „Moin Moin“ meinerseits.
Besonders eine Strecke nahe am Platz, sie führt an dieser Stelle nahe am See durch ein Waldstückchen, fand ich schlicht zum Laufen genial.
Der Boden war weich wie Angela Merkels Birne und die Ausblicke zur Seeseite und zum anliegendem Wald waren schlicht so schön das Regenwürmer harmonisch Kaffe trinkend am Wegesrand verweilten und Bussardfrauen über Quellekataloge gebeugt im Astwerk saßen.
So richtig scheußlich idüllisch.
Diese Strecke gefiel mir unter anderem weil sie ganz leicht hügelig einem das Gefühl vermittelte schnell zu laufen.
Therapeutisch wertvolle Strecke ergo.
Und so geschah es auch an einem sonnendurchtosten Dienstag Vormittag.
Ich Schymczyk stapfte freundlich lächelnd und keuchend durch die Botanik und erfreute mich allgemeinen Wohlbefindens.
Der Fahrtwind kühlte milde meine edle Denkerstirn und ich schritt zügig Fürbass.
Ich hatte den Song dieses britischen Kastraten im Ohr in dem ausgiebig die Pilzkultur der anliegenden Königreiche besungen wird.
Sie kennens bestimmt noch aus der Zeit der Pauschalurlaube und wippen im Geiste mit.
„ Wie ahr se Champignons mei fränd“.
Ungemein motivierende Musike find ich.
So stob ich frohgemut durch Schleswig – Holstein als ein Tier urplötzlich aus dem Unterholz trat.
Nicht zu fassen denkt der geneigte Leser, ist denn denen die Fahrerlaubnis und die damit verbundenen Regeln überhaupt nicht geläufig?
Das Tier war vierbeinig, ungefähr so hoch wie ich und sah aus wie die Viecher auf der Packung der Milchtüten bei Kaisers.
Meine Schaltzentrale vermeldete lakonisch: „Das ist ne Kuh, kommt auf dich zu“.
Mein Körper begann gleichzeitig Botenstoffe in die Blutbahn zu schütten die Erschrecken, Angst, Panik, Fluchtreaktionen und unbesonnenes, laut schreiendes Weglaufen erst ermöglichen.
Kann er gut und machte er sofort, nachhaltig und plötzlich.
Mit diesem gut anderthalb Liter Adrenalin begann ich laut schreiend voran zu laufen.
Wussten sie das auch kleine Milchgeber/in Hörner auf dem Kopf haben und das diese Monster in zum Beispiel Spanien damit wehrlose bunt gekleidete Clowns in Arenen in den Po stechen?
Scheissjuche das tut weh.
„Uaaa Schaisseh“.
Von eben diesen Impulsen und dem anderthalb Litern Adrenalin getrieben beschleunigt ich raketengleich und stob in Richtung Waldweg und Campingplatz davon.
Meine Beine rotierten, die Füße griffen raumgreifend Raum und schoben ihn unter mir nach hinten: ich raste immer weiter beschleunigend davon.
Im Laufen wand ich mich zur Seite und erblickte zu meinem Entsetzen das mörderische Kuhtier neben mir scheinbar ebenso in Panik in die gleiche Richtung fliehen.
Auf gleicher Höhe wie zwei Dragster auf der Piste donnerten wir durch den Wald.
Ausweichen konnten wir beide nicht, rechts und links war dichtes Gestrüpp und Unterholz und so flohen wir nebeneinander voreinander.
Ein kurzes zur Seite blicken beiden Delinquenten zu einander um zu sehen wie schnell der Andere ist.
Schiet, die Kuh war sportlich.
„Ahhhhh“, ich gab alles, „Möhhhh“ die Kuh offensichtlich auch.
Da, ein Lichtblick, eine Chance dem verderben zu entrinnen.
Keine 50 Meter weiter eine Lichtung und damit die Möglichkeit die Fluchtrichtung zu ändern.
Die oder der Kuh schien das gleiche zu denken.
Kaum das wir den Rand der Lichtung ereichten bogen wir, sie nach rechts ich nach links ab und entfernten uns so mit Warp 450 Fluchtgeschwindigkeit vom bis dahin gemeinsam benutzten Fluchtweg.
Über Maulwurfshügel und Ästen springend blickte ich über die Schulter um zu sehen ob das Untier sich von mir entfernte.
Tatsächlich, auch dieses milchliefernde Exemplar Tier vergewisserte sich zurückblickend gerade das sich unsere Wege trennten und trampelte weiter in Richtung Weiter und Weg.
Sauschlau das Tier, sauschlau.
Meine Achtsamkeit hinterwärts gerichtet begab sich mein so visuell auf sich gestellter rechter Fuß in einen Maulwurfshügel und damit deutlich unter das Niveau des linken, in Folge strauchelte ich mich (geht das?).
Und durch das erhöhte Tempo bedingt begab sich mein Körper in ein zum Boden führende Parabel.
Ich viel auf die Schnauze.
Mein Nasenbein und alles was damit verbunden war raste dem deutschen, vermutlich mit EU Subventionen gedüngtem Ackerboden entgegen.
Durch das jahrelange Training im Dojo indoktriniert, formte mein sachlicher und auch der Mentalkörper sich zur Kugel, leitete eine Rolle ein.
Ich konnte wie in Zeitlupe wunderbar beobachten das sich mein Kopf wie tausendmal geübt zu der der Rolle gegenüber liegenden Seite zog.
Der vorgestreckte Arm übernahm, wunderbar der Gute, die Rolle des Bügels auf dem ich mich abzurollen gedachte und wurde schon leicht übermütig, baute im Geiste schon eine Volte danach ein, als sich mein Blick auf die Stelle richtete wo ich denn das geniale Manöver ausüben würde als sich mein Körper schlagartig verkrampfte.
Ein riesiger, dunkelbrauner also noch frischer Kuhfladen kam mir auf dem weg zum Boden näher und näher.
„Mistikack“, schrie ich aus vollem Halse überschlug mich unkontrolliert und landete rücklings im gedüngtem Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche.
Mit ausgebreiteten Armen und einem lauten Aufschrei schlug ich auf und der Länge nach hin.
Na Prima.
So auf dem Rücken liegend und den blauen friesischen Himmel anstarrend kam mir die Kuh wieder in den Sinn.
Ich rappelte mich auf und wand mich in Richtung des tierischen Missetäters.
Schließlich bin ich devisenbringender Tourist zum Kreutzkuckuck noch mal.
Gnade ihm oder ihr wenn es jetzt grinsend am Wegrand steht, Gnade ihm.
Doch was sahen meine kristallklaren Sichtorgane, der Kuh ging es nicht besser.
Sie musste sich wohl auch im Laufen umgewendet und so den Überblick über die nächste Wegstrecke verloren haben.
Mit murrenden Lauten stand sie in einer dichten Hecken eingekeilt.
Sapperlot, das arme Tier.
Ich richtete mich auf und meine Blicke an mir abwärts.
Mit freundlichen Grüßen ihr Landwirt Nölke, dachte ich und fuchtelte Erdkrumen und Grasbüschel von mir; den Kuhfladen bzw. Teile davon fasste ich nicht an. Bläh!
„Blöde Kuh“, entfuhr es mir und eben diese fing in diesem Augenblick an sich über ihre derzeitige Situation zu beklagen.
„Rindvieh“, schickte ich noch aber nicht mehr ganz so sauer hinterher.
„Geschieht dir ganz recht, harmlose Touristen in die Äcker zu jagen, ja wo kommen wir denn dahin?“
Den Zorn der Gerechten und Edlen tobte und wogte in mir, und wie er wogte.
Hörte aber auf zu wiegen und zu toben als ich mitbekam das mein tierischer Kontrahent schlicht unlösbar im Gestrüpp verfangen war und nicht von der Stelle kam und dieses muhend zu Ausdruck brachte.
Der Humanist, der Tierfreund und der Christ in meiner Brust trafen sich und beschlossen sich vereinigt meines Willens zu bemächtigen.
Das Viech tat mir leid.
Und wo sie doch so schön schnell gelaufen war, das Rindviech.
Und gänzlich alleinig schuldig war sie auch nicht, schließlich war ich Mensch es, der erhitzt und forsch des Weges war und dem dort beheimateten Großvieh den Weg nahm.
Das Arme.
Welchen Eindruck musste die geschundenen Seele dieses Erdbewohners jetzt von mir haben?
Na gut, OK, komme schon, ich helfe.
Seufz.
Schymczyk, du wirst in die Annalen (nicht den analen!!) der Stadt Bosau eingehen dachte ich noch und stapfte in Richtung Kuh.
Die Gute war augenscheinlich und wirklich wie meinereiner blindlings ins Verderben gerauscht.
Um Gottes Willen, wie bring ich dies Tier dazu rückwärts das Gestrüpp zu verlassen?
Sollte ich sie rappend zum Rückwärtsgehen animieren?
Sie Herkules gleich aus der garstigen Vegetation heben?
Ihr mental Zusprache leisten um sie derart beflügelt aus dem Unbill zu befreien?
Ihr beratend beiseite stehen und alle Möglichkeiten erläuternd bei ihr verweilen?
Oder arg und böse chemische Mittel herbeibringen die dem umschlingenden Kraut ein klägliches Ende bereiten und so der Kuh ein glückliches Weiterleben ermöglichen.
Kopfkratzend war ich am Kopfende des Milchherstellungswesens angelangt.
Sie schien genau das gleiche versuchen zu wollen, Kopfkratzen meine ich.
„Hör zu“, hob ich an, „hör genau zu“.
„Ich habe schlicht und weg nu gar keine Ahnung von dir und deinesgleichen und wie man dich bewegt, aber irgend etwas tun müssen wir ja“.
Ein erstaunter Blick aus dunkelbraunen, großen Kuhaugen.
An sich war sie ja ganz nett.
Dunkelbraun und doch gar nicht so groß wie sie mir zunächst erschien.
(Panik macht alles größer, mit diesem Gedanken lassen sich Panzer stoppen und Elefanten dirigieren)
Ich ging um sie herum zu ihrer Kopfseite, kommunikativ verbindlich und offen für ein konstruktives Gespräch.
Meine Pupillen schalteten auf suggestiv & vertaruenerweckend .
„Nu, ich weiß der Beginn unserer Begegnung war bestimmt nicht die Konvertüre zu Romeo & Julian aber lass uns jetzt Ruhe bewahren und tun was zu tun ist und das in Frieden und Freundschaft. OK?“
„Entspann dich, vertrau mir!“
Die Kuhdame legte den Kopf schief und blickte mich an als stände ein Pinguin in der Uniform der friesischen Hochgebirgsjäger mit einer Geige aus Lebkuchen unter dem Arm vor ihr und rezitiert Karl Marx.
„Möh“.
Gut, das war geklärt.
Ich nahm all mein Mut, nein Heldentum, mein Epos und Edelmut zusammen und begann die Kuh an den Hörner zu packen um sie rückwärtigerweise aus dem Urwuchs zu bugsieren.
Erstaunlicherweise mit Erfolg.
Zwar zerkratzte mich das widerwärtig dornige Gesträuch an Armen und Beinen, aber die Großvieheinheit bekam ich schiebend, schnaufend und unter muhen der Kuh frei.
Schließ und endlich stand sie vollkommen vogelfrei und ungebunden auf der Wiese, es war vollbracht und fühlte mich ein wenig wie eine Hebamme. Ein wenig.
Nach einer ausgiebigen Verabschiedung bruch ich auf um meinen so abrupt gestoppten Lauf weiter zu laufen und lief wohlgemut mit Freude im Herzen und Scheiße am Schuh in Richtung Campingplatz.
Kurze Zeit später hatte ich mich frisch gewandet und gesalbt an unsere Nachbarn gewandt um das zu tun was unvermeidlich war: Ich erzählte ihnen den Vorfall buchstabengetreu und ohne jede Abweichung.
Günter, Zeltnachbar, Dauercamper, Feuerwehrmann und gestandener Plöner sah mich etwas mitleidig mit einer erhobenen Augenbraue an (Es war dieser Blick aus dem die Frage hervor geht: Welche Droge ist wohl deine Bevorzugte und welche Mengen davon braucht man um derart geistig marode zu werden), seine Frau Ellen brach in schallendes Gelächter aus und schlug sich auf die Schenkel.
Unglauben, schierer Unglauben schlug mir da entgegen und entsetzte mein zartes Gemüt!
Und das mir, dem Wahrhaftigsten der Erdenbürger diesseits des Orkus.
Ich verschränkte die Arme vor der Heldenbrust, wand mich um.
„Ist mir schon klar das das einfache Volk den Taten eines wahren Heros nicht folgen kann“ und ging hocherhobenen Hauptes zu meinem Stellplatz zurück.
„Pah. Pleb, Pöbel, ungebildeter.“
Erst einmal einen Kaffee brauen und sacken lassen.
Ich lass mich doch nicht in die Niederungen der ungläubigen und Kleingeistigen Spießbürger hinab, ich nicht.
Nach dem Genuss der Tasse Bohnenextrakt und einigen Minuten verflog mein Grimm und ich entspannte mich in meinem Chaise Long (einem Klappcampingstuhl der liegenswerten Ausführung; genial und fatal. Einmal darin bequemisiert kommt der so Entspannte nicht mehr freiwillig heraus, Chaise Long kommt übrigens aus dem französischen und soll wohl so viel wie Langes Ding heißen – diese Franzosen).
Kurz und tut, nach geraumer Zeit und Entspannung forderte der Kaffee Ausgang und nur widerwillig verließ ich mein angetrautes Chaisending um zum Ort des Unaussprechlichen, dem Campus Locus zu traben.
Ist der geneigte Leser zufällig kein Camper erkläre ich kurz die Örtlichkeit und Funktion dieser Einrichtung.
Im normalen Leben unter „Bedürfnisanstalt“ verbucht ist es in den meisten Fällen beim Camper eine Art Lokalität der Kommunikation, ein Ort des Austausches, ein Versammlungsort der besonderen Art, eine politische Kleinstbühne, ein Ort der gesellschaftlichen Kontakte in dem es Wurscht ist ob du Dauercamper, Hymerfahrer, Zeltbewohner oder Tabbertbesitzer bist.
In fast allen Fällen ist es gleichzeitig mit den Wäscheräumen und Spülbecken usw. verbunden so das man wirklich Alles und Jeden trifft.
Und wie ich denn so in Richtung Puschbeckenzentrale schlenderte geschah es unweigerlich auch so: ich traf Norbert aus Hamburg, Taxifahrer und Kettenraucher.
Er gab das Bild eines Norddeutschen ab wie kein anderer.
Er war oder ist rötlichblond, lang, dünn und so trocken wie ein Ziegenpups im Donautal.
Und weil die Geschichte mit der Kuh mir keine Ruhe ließ und aus einem Bedürfnis heraus mich mitzuteilen erzählte ich dem Oberlenkungsrat die Begebenheit.
„Sach mal Holzbock, wo beziehst du denn den Stoff und welche Halloziehnaugene bewirken solche Optik mein Gutster“, fragte er mich grinsend als ich im alles erzählt hatte.
„Im übrigen hatte ein Onkel meiner Großmutter in Bengalen beheimatet ähnliche Erlebnisse mit einer Fuchtelcobra“.
Idiot!
„Bis man entdeckte das in dem Pfirsichkompott den er zum Frühstück zu verspeisen pflegte eine bis dahin noch nicht bekannte Art von Pisswürmer eine niederträchtig wirkende Droge hineinurinierten.
Wirkt wie schleichende Gehirnmauke, man verblödet langsam.“
„Norbert, du Marterpfahl meiner humanistischen Einstellung, was hat in Bröwulfs Namen die Fuchtelcobra mit den Pisswürmern zu tun und weshalb vereimerst du mich?“
Ungläubiger Blick aus wässrig blauen Augen.“ Wegen der Tährmik?“
An dieser Stelle merkte ich, geneigter Leser, weshalb ich seinerzeit Norddeutschland verließ und nach Berlin zog: wegen der Dialoge.
„Norbert, ich glaube der Platzwart hat da ein Ferngespräch im Urinal 54, Sanitärhaus 2 Gang 4 angemeldet, geh schnell hin bevor es welk wird“, drehte mich um und ließ ihn stehen.
Nicht mit mir.
Kann ich auch.
Keiner nahm mich Ernst.
Mist.
Im Laufe des ganzen Tages erging es mir nur so.
Ob der Mitternachtsspeditionsexpident Horst Nepper aus dem Wuppertal von Stellplatz 15 oder Platzseitenrat Fritz, jeder verschaukelte mich und hielt meine Erzählung für Mumpitz.
Depressiwiert (depressiert passt nicht, find ich) ging ich heulend in mein kunterbunten Bus zu meinem Teddybär.
Sollte mich doch die Menschheit am Kandelaber fummeln.
Am nächsten Tage, der Morgen graute, ich auch, erwachte ich mit frohem Sinn und der Lust den Tag wie eine Glühbirne zu verbringen, ………strahlend.
Vergessen waren die Unbill vergangener Tage, hinfort die Erinnerung an garstige Ereignisse und dumme Taten.
Ich sprang aus meinem Bus und der Tag begann.
Nach dem allmorgentlichen Kaffee und dem Gang zum Fäkalienstudio erwachten auch meine Kinder und wir frühstückten in Gottes freier Natur gar schmackhafte Speise und labend Getränk.
Die besten aller Kinder wuschen dernach das Service de Camping (Für Kleingeister: Teller Tasse, Löffel, Messer.) und ich beschloss erneut kacken zu gehen.
Nach einem so idyllischen Tagesbeginn riss es mich zu Taten.
Elanbefüllt und voller Tatendurst schlüpfte ich in meine eleganten Laufschuhe der Marke Stolpersepp und verließ den Horst der Freizeitgestaltung und Labsal.
Mit der Geschmeidigkeit einer vollen Tüte Schnellschnecken und der Energie zweier Weißbrote ergriffen meine Treter den Weg und schleuderten ihn unter mir weg.
Beflügelt und feengleich glibschte ich durch Auen und Täler, Wiesen und Bäche.
Die hohe Stirn entspannt und frohen Gemütes ließ ich Strecke um Strecke hinter mir.
So umquerte ich gut die Hälfte des hier beheimateten Gewässers, grüßte zuweilen bekanntes Getier welches nicht selten meine Freundlichkeit artig erwiderte.
Schon glitt derart entspannt mein Geist in höhere Regionen, plante Großes, verwarf Geringes und Banales.
Ich glaube ich war gerade dabei das Universum zu reorganisieren als urplötzlich und abrupt Ungemach in tierischer Form ungestüm durchs Unterholz brach.
Ein rotbraunes Tier mit schmalem Kopf, vier Beinen und zwei seitlich am Kopf angebrachten Verästelungen stob ohne jegliche Vorankündigung oder warnenden Hinweisen auf den von mir benutzten Weg.
Erst hielt ich es für die in friesischen Sagen so oft besungenen Brunftnickels.
Diese vom aussterben verrohte Rasse stammt laut Kreiswehrersatzamt aus dem Pleistozän, also nicht weit weg von Wülferode.
Ein Tier solcher Art ist in der Lage einen Elefanten zu entgräten bevor dieser überhaupt weiß wo Wülferode liegt.
In den Grabbeigaben der meistbesungenen Helden zu Haitabo, also auf den Top Ten der frühfriesischen Heldenliste, las man nach das meterlange Großhelden mit Streitäxten in VW-Busgröße und üblem Mundgeruch dem sagenumwobenen Getier weder Paroli noch anderes bieten konnten.
Es überragte meine hehre Reckengestalt und machte nicht gerade den kommunikativsten Eindruck.
Doch beim näheren Hinsehen und augenscheinahme meiner glasklaren Pupillen fasste ich wieder Mut: Es war wohl nur eine Art Hirsch oder zumindest eine hirschähnliches Getier was da die Botanik kreuzte.
Ich kenne diese Tiere von den Bildchen der Vitaflockensammlung, die immer den Verpackung meines Goldfischfutters beiliegt und mein rasiermesserscharfer Verstand besann sich auf die Beschreibung auf der Rückseite: In den Wäldern und Auen Deutschlands beheimateter, planzenfressender Paarhufer. Gehört zur Gattung des Rotwildes.
Doch seine politische Ausrichtung ficht mich nicht an.
Wie immer in kritischen Situationen taucht im Kopfe mein Mentor und Meister aus dem Dojo vor meinem geistigen Auge auf.
Wie immer im halben Lotussitz auf dem Tatami sitzend lächelte er weise auf mich herab.
Und wie immer strömten weise und erhellende Worte aus seinem Munde um kund zu tun was mein Weg ist.
“Die fahlen Bengalen tun Mist nicht bezahlen“, tönte es säuselnd aus seinem Munde.
Ploff!
Weg war er wieder.
Zum Nebelhornabsenkungsleitwerkshahnregulierbetätigungsrichtschalter, was heißt das?
Beim Socken Klinsmanns warum müssen sich Weise, Orakel und Verwaltungsbeiräte immer in Metaphern und geheimnisumwaberten Sätzen ausdrücken?
Ich beschloss blitzesschnell und fieselwink auf erdnahe Grundtechniken und Regeln der asiatischen Kampfkunst zurück zu greifen.
Wie sagte doch Marsupilami, einer der Großmeister des tibetanischen Muchteldolches: „Haust du Morgens einen Gaul, kriegst du tierisch was aufs Maul“.
Ergo und sumarum musste ich dem Ungetüm verbal zu Leibe rücken.
Keinerlei füsikalische Gewalt vermocht das aufragende Monster zu beeindrucken, vermeldete meine Intutut,..........Intituti....Intatutio.....,....meine Gefühl.
Und ich besann mich eines Seminars in dem es eben um die Kunst der Stimmgewalt, der Verbalattacke, wie Herbert Wehner zu sagen pflegte, ging.
Ich glaube das Seminar trug den Titel „Brüllen tut Furcht einfüllen“ oder so ähnlich.
Eine der Techniken war mir besonders gut in Erinnerung geblieben.
Die Technik heißt Quatz und schleudert dem Kontrahenten neben kakophonen und energetischen auch sämtliche in den Zahnlücken beheimatete Speisereste um die Ohren.
Mit eben diesem Quaz, einem typisch japanischen Kampfschrei der einem die Plomben aus dem Backenzahn dröhnt versuchte ich dem Viech klar zu machen wer hier die Tore schießt.
„Hahhhhhhhhhhhhhhhhh“.....................
Äh.
Keine Reaktion.
Na gut.
Noch mal.
„Hahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!“.........................
Das blöde Stück Wildbret schaut mich nur ungläubig an.
Blödes Viech, blödes.
Enttäuscht und wütend streckte ich dem dummen Ding die Zunge raus.
„Blähhhhhhhhhhh!“
Ups, Wirkung.
Es kam auf mich zu.
Eine der von mir favorisiertesten Techniken in der Kampfkunst ist die des Großmeisters Fung hi weg und beruht auf Sprintstärke und Hakenschlagen.
Außerdem wurde mir schlagartig klar was die negativste Gemeinsamkeit aller Helden ist: Sie sind tot!
Ohne mit der Wimper oder anderen Körperteilen zu zucken wand ich mich in die dem tierischen Tyrann entgegen gesetzte Richtung und gab Fersengeld.
NwW wie der Berliner sagt: Nüscht wie weg.
„Mama“, komisch selbst nach 44 Jahren selbstständigen Handelns, Mutti kommt einem in Notsituationen immer wieder in den Sinn.
Mit rotierenden und raumgreifenden Beinen hastete ich in Richtung Campingplatz.
Ein Blick über die Schulter ließ mir die Haare zu Berge stehen.
Das dumme Tier folgte mir.
Letzte Reserven aus meinem durchtrainierten Körper abfordernd beschleunigte ich auf Maximalwarp.
Die Raumzeit krümmte sich, Schallmauern fielen scheppernd zu Boden.
Ein erneuter, siegessicherer Blick über die Schulter sollte mir ein leeres Feld hinter mir und ein verdutzt abgehängten Hirsch zeigen, ließ mich jedoch vor Schreck fast erstarren.
Das Wildviech setzte zum überholen an!
Scheinbar ganz entspannt und mich freundlich anblickend hüpfte der dumme Vertreter der Gattung Rotwild links neben mir fast auf gleicher Höhe auf dem Waldweg.
Nu war Schulz!
Ich stemmt die gerade noch raumgreifenden Hacken in die norddeutsche Krume was die Raumzeit wieder ins Normaluniversum und mich zum stehen brachte.
In einigen Paralleluniversen viel das Licht aus und die Geschichtsschreibung einiger Planeten im anliegenden Kosmos wurden neu geschrieben, mehr war an Nebenwirkung erst einmal nicht zu verzeichnen.
Nach Luft japsend blickte ich wütend und enttäuscht meinem vegetarischen Widersacher ins Antlitz.
Scheinbar ganz entspannt lächelte mich der oder die Hirsch an.
Noch nicht mal tiefe Atemzüge zeugten bei meinem Gegenüber von dem mörderischen Rennen.
Langsam schwang das Pendel meines Gemütes von „Is doch nich möglich“ auf „ is möglich, macht mich aber stinkig“ um.
Die Arme in die Seite gestemmt machte ich meinem Unmut Luft:
„Sach mal du Dumpfdromedar, was soll das?
Ich laufe mir Knöpfe in die Lunge und du willst mir glauben machen das das Pillepalle wäre?“
Das Tier stutzte.
„Ja genau, jetzt stell dich nicht blöder als du bist. Ich drücke mich doch wohl klar und deutlich aus, selbst für nen Vegotauerier.“
In der Miene des Waldbewohners merkte ich ein Dutzen, ein Verdutzen.
„Kuck nich so unschuldig“, fuhr ich von dem Zorn der Gerechten befüllt fort.
„ Erst jagst du mir du mir den Adrenalinspiegel bis unter den Mützenrand und anschließend spielst du die erstaunte Maria beim Anblick ihres Kindes“
Wütend wandte ich mich ab und stapfte weiter zu meinem angetrauten Buntbus, Stellplatz 3, An der Seepromenade.
Noch im Fortgehen schimpfte ich weiter, machte meinem Unmut Luft.
„Und bilde dir ja nicht ein, dass du mich in irgend einer Art beeindrucken könntest mit deinem Gelaufe, ha“. Nicht mich!“
Gut, vielleicht war ich etwas pummelig und nicht so rank und durchtrainiert wie dieser Waldbewohner, aber ich habe andere Qualitäten.
Und vor allen Dingen bin ich nicht so aufdringlich wie dieses dreiste Tier und zeige jedem wie schnell ich bin und welch schleichender Trottel mein Gegenüber.
Und obendrein ist es auch noch unverschämt.
Und nicht fein.
Und man macht so was nicht.
Schließlich ist mein Ego ein zartes Pflänzchen und kein tonnenschwerer Fels.
Eine Schnecke hastete beim Anblick meiner unmutig heranhüpfenden Gestalt aus dem Weg.
Ist doch war.
Morgen, Morgen fahre ich nach Plön zum Oberforstrat oder wer auch immer hier für die Viecher zuständig war und sage ihm klar und deutlich was ich von seinen Tieren und ihrem Verhalten halte.
Gestern die Kuh und Heute nun das.
Sollte diesiges einiges Verschwörung sein?
Ein subtiler Aufstand der gequälten Kreaturen dieses von uns gewaltsam okkupierten Planeten?
Sollte von hier, Bosau bei Plön, der unmittelbare Untergang der Menschheit beginnen?
Mit diesen Gedanken beschäftigt gelangte ich zum Hort Der Grillwürste, zum Tempel der Pfandkästen und Billigpavilions, zu meiner Zeltstadt.
Weiter vor mich hinmurmelnd und alle Verschwörungstheorien miteinander abwägend ( Sind es die Wesen vom nahe gelegenen Planetensystem Purnufti Zentrummi die durch kosmische Strahlen die Tiere für ihre Zwecke missbrauchen?), lief ich Bernd Zwickbacke, Besitzer eines Detleff – Wohnmobiles (Mit einem Fiat als Triebwagen, oh Gott) einen Gang schlechter gestellt als ich (hinterer Gang zum See, uhhh), mit seinem Geschirrkasten über den Haufen.
Als wenn er sich seiner eh schon misslichen Lage in diesem Leben schon eh bewusst und darüber erbost wäre, fuhr er mich in seinem nun auf dem Boden in verstreuten Geschirrteilen sitzend an: „Hast du Halbblindling deine Brille mit ner Kekspackung verwechselt oder wird das ne Geländeübung weil du deine Militärzeit nachholen willst, oder was?“
Ich stutzte und bemerkte das Ungemach das ich verbreitete.
„Nimm deinen Kadaver aus der Gegend wenn edle Herrschaften diese öde Scholle beehren“, stellte ich sachlich die Sachlage sachlich richtig und ließ den so geschurigelten hinter mir liegen.
Was stört der saarländische Gimpel auch meine Kreise.
Tatsächlich beschäftigt mich die Episode noch den Tag über.
Um mir seelischen Beistand zu hohlen und auch um zu reflektieren (es ist gut ab und zu was intelläktuelles einzufügen, find ich) ging ich wieder rüber zu meinem Freund, Nachbarn und Dauercamper Günter. Bodenständig, ehemals Oberschlauchrat bei der Feierwehr (huar huar, meine natürlich Feuerwehr) ist der bodenständig wie ein Kasten Flens im Dunkeln.
Sein grauer Kopf lugte zwischen den wundervollen Gartenpflanzen mit denen seine Frau Ellen das Areal in einer Gartenlandschaftsschau mühelos Paroli bieten könnte hervor.
Kurz entschlossen erzählte ich ihm was passiert war.
Ausführlich, sachlich und ohne Übertreibung wie es nun mal meine Art schilderte ich ihm ausführlich meine tierischen Erfahrungen.
Mit zur Seite geneigtem Kopf und leicht scheelem Blick verschränkte er die Arme vor der Heldenbrust.
„In deinem Alter müsstest du dir eigentlich über die Folgen von Alkoholgenuss im Klaren sein mein Gutster.“
Unglauben!!!!!
„Meiner Treu verehrter Nachbar und Genosse, fürwahr schritt ich ohne die Spur einer Droge durchs hiesige Gelände fürbass um wohlfeile Schritte zu tun und Körper und Geist zu laben,“ entgegnete ich.
„Genau das meine ich mein Junge“, sprachs und wand sich ab.
Der nahm mich nicht Ernst, deuchte mich.
Verzweifelt und Rat suchend wand ich meine Schritte zum Bootsverleih in dem ein ehemaliger Marineangehöriger (Schbäschel Vorsäss, friesische Gebirgsjäger. Jagen jedes Gebirge egal wohin) residierte.
Mit ihm hatte ich schon so des Öfteren geplauscht und hatte das Gefühl das er mir Ohr und Glauben schenken würde.
„Moin Moin Herr Kapitän und Schiffbevollmächtigter zu Plön und anderen Weltmeeren.“
„Sei gegrüßt veritable Landratte“.
Nun erzählte begann ich erneut zu berichten was mir widerfuhr in den Auen friesischen Niederungen als mir schon an der Stelle wo ich auf das Reh traf in die Parade fuhr.
„Hast du ne Ahnung wie man so was nennt?“
„Öh, nö.“
„Hollunkinationen, kann dir jeder Beduine ein Lied von singen.“
„Mhm.“
„Jau.“
Sach mal, hat dir schon mal jemand in deine Boote gepullert?“
Ich war sauer, stinksauer und enttäuscht.
„Gute Besserung“, wünschte ich und ging.
Er rief mir noch irgendetwas nach von wegem einem befreundetem Arzt ganz in der Nähe, aber mir konnte er so nicht kommen.
Mir nicht.
War den niemand auf diesem Planeten ansässig der sich meines Gemütes an- und mich ernst nahm?
Mir war nach Frustessen und so steuerte ich den anliegenden Kaufmich, einen Laden in dem ein Camper wirklich alles was man nicht braucht bekommt.
Der Besitzer, nordisch bei Natur, war gemütstief und verschwiegen wie ein Bodenstaubsauger.
Ihm, Bernd Müller , dem Herren der Brötchen (Sind die zum selbstessen oder für die Tante gnä Frau?) und aufblasbaren Lockenwicklern wollte ich mich anvertrauen.
Seufz.
Ich vertraute auf seine Impulse die blitzesgleich regelmäßig unter Satzgebilden hervorschnellten.
Deshalb war er in diesen Breitengraden des Universums auch unter dem Namen Impulsmüller bekannt.
Er war, wie immer und jeden Tag an dem er im Laden tätig war hinter dem Gebäck zu finden.
Das faltige Dackelgesicht zu einem freundlich – verständnisvollen Lächeln gestaltet sah er mir entgegen.
„Moin moin erlauchten Zeltbewohner, was ist dein Verzehr?“
Ich gab mir einen Ruck, die beiden Abfuhren hatten deutliche Furchen in meiner Gemütsbildung hinterlassen und ich brauchte allen Mut um erneut an die breite Öffentlichkeit in Form von Bernd Impulsmüller zu gehen.
„Sach mal, Bernd alte Reuse, ….“ und schilderte ihm die Ereignisse in Form und Art sachlich und ohne zu übertreiben wie es nun einmal meine Art ist.
Eingerüttelt Maß an Minuten verstrichen und hinter mir hatte sich unmerklich eine Schlange von Kaufwilligen versammelt die nun nach dem ich geendet hatte in donnernden Applaus ausbrachen.
Hochrufe erklangen und Stimmen wurden laut die eine Zugabe forderten.
Hände die mir auf die Schulter klopften.
Mein Rat und Hilfe suchender Blick haftete sich an Bernds gedankengefurchtes Antlitz.
„Tscha, meiner Großtante Schwiegervaterseits im dritten Glied vierten Grades, die hatte einen Adoptivfreund der ähnliche Begebenheiten verzählte“.
Wichtiges Nicken.
„Ist aber glaube ich bis dato nicht wieder auf freiem Fusse.“
Derweilen schoben sich aus der immer größer werdenden Menschenmenge Leute mit Zetteln und Kugelschreibern zu mir durch die um Autogramme baten.
„Ansonsten kann ich dir nen Zirkusdirektor vermitteln der auf so was kann.“
Derweilen warfen sich eine junge Frauen hysterisch kreischend zu Boden und der Tumult weitete sich bis zum Seifenregal aus.
Eine Dame in mittlerem Alter mit viel zu kleinem, feuerroten Bikini zerrte an meinen Kleidern und mir wurde langsam mulmig.
Was in Teutates Namen passierte hier?
Auf dem Verkaufsdisplay der Fertigsuppen tanzten leichtbekleidete Jungfrauen und skandierten rhythmisch meinen Namen.
In der Ferne hörte ich näher kommend das Geräusch eines Helikopters mit niederländischem Piloten und australischen Sitzbezügen.
Zudem ging seine Borduhr falsch.
Ein links neben mir zujubelnder Herr mittleren alters vergrub sein Gesicht in das wogende Dekolte der Bikinidame vor mir so das nur ein Nuscheln und Brummen aus den Tälern ihres Busens zu vernehmen war.
Die ruhige, gefasste Stimme Bernds ertönte hinter mir: “So eben eingetroffen, bengalische Faltbrötchen mit geriffeltem Butterboden. Soll ich dir 4 warm machen?“
Über die Schulter rief ich ihm zu er solle 4 ½ Stück meiner Tante nach Steglitz schicken.
Ploff!Mein Meister tauchte im halben Lotussitz über der Menschenmenge auf.
„Ein Bauer ist auch ein Feldherr.“
Ploff!Hä?Ploff!„Begegne Jungfrauen auf dem Feld der Ähre“.
Ploff.
Öh.
Alexander der Große auf seinem schwarzen Schimmel versuchte sich mit seinem Schwert bis zu den Dosensuppen durch zu kämpfen, riss jedoch einige Hygieneartikel aus dem Regal neben ihm vorauf das Pferd auf der ausglitschenden Zahnpasta ausrutschte.
Verzweifelt versuchte ich einen Fluchtweg aus zu machen.
Ich wollte nur noch weg und raus, Panik schlich sich heran.
Unter mir stubtse mich jemand an.
Ein kleiner Zwerg mit Telekom T- Shirt und hellrosa Gummistiefeln blickte zu mir auf.
„Die Bereitstellung eines Fluchtfahrzeuges ist nicht Bestandteil eines Buchtbaggers.
Ploff!
Tirill!
Ploff
Tirall!
Vögelgezwitscher.Ich öffnete vorsichtig die Augen und Sonnenlicht erfasste meine Pupillen.
Eine Wiese umgab mich.
Blumen und Ranunkel wippten, einige Grillen grillten, idyll idyll, idyll, idyll idyll.
Ich richtete mich langsam auf.
„Ist da wer?“ fragte ich vorsichtig.
„Posaune an Notenblatt, bläst da jemand?“
Nö, ich war ganz allein in Gottes natürlicher Natur.
So was; sollte ich das alles nur geträumt haben?
Muss ich wohl.
Vielleicht das ich kurz pausierte um meinen Heldenkorpus zu erfrischen und mich dabei der Dämmer überfiel…. oder so.
Meine Güte, was für ein Erlebnis.
Ich stand auf, streckte und reckte mich, machte mich auf dem Weg zum Weg .
Grünau, langsam zurück tapern und erst mal ne Tasse Bohnenwasser trinken, dachte ich denkend.
Auf dem Weg angelangt war ich schon wieder soweit klar und frisch um auf den Grund meines Ausfluges zurück zu kommen: Ich wollte laufen.
Und so begann ich langsam und gemütlich wie Filtertüten auf dem Meeresboden einen Wolfstrott zu trotten.
Trottel trotten Tuba trötend talwärts, schoss es mir durch den Kopf und ich musste lachen.
So beschwingt beschleunigt ich auf elegante 14,52 Km/h in Richtung Campingplatz, schritt fürbass durch Schleswigs natürlicher Natur.
Die Sonne schien und ich war schon bald an der Gabelung die durch den Wald führte wo mich kühle Waldesluft erwartete.
Ein Lachen perlte über meine Lippen.
So was Bescheuertes, meine Güte.
Etwa 50 Meter hinter mir standen ein Reh und eine Kuh nebeneinander und schauten mir kopfschüttelnd hinterdrein.
Moral vons Ganze: Rehe und Kühe, die geben sich mit Campern Mühe.
Manchmal.
Manchmal bin ich so voller Liebe und Glück, dass es quietscht.
Dass, wenn ich durch den Park stromere, die Eichhörnchen glückselig grinsend aus den Buchen purzeln und sich meine Socken kräuseln.
Es ist soviel, dass es mich zerreißt und die Schnipsel des Bildhauers durch die Bäume des Parkes wehen und leise zu Boden rieseln.
Überall dort, wo die Schnipsel niederfallen, wachsen im Frühjahr kleine, stämmige Bildhauer aus dem Boden hervor.
Und wer achtsam durch den Park geht und einen Schnipsel findet, kann sich des Lachens nicht erwehren.
Manchmal.