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Es passiert meist beim Frühstück.

Der beste Sohn von allen Söhnen, die liebwerteste Tochter aller fragt "Papa, wie lange dauert ein Augenblick"?
Ein für mich verstörender Augenblick.
Deja vu.
Ich bin wieder am Küchentisch meiner Oma und schlürfe, die Beine baumelnd warmen Kakao.
Die gleiche Frage vor gut 54 Jahren.
Oma hielt damals, am Herd kochend, nur kurz inne und wand ihre klugen grauen Augen zu ihrem Enkel.
"Jung, dat kann dauern".
"Moment mal", Omas Stimme halt noch nach im Gemüt.
"Na ja", gebe ich schließlich mit möglichst wichtiger Miene von mir.
"Der Längste, mir bekannte Augenblick fing bei meiner Geburt an.
Der Kürzeste war der als ich eure Mutter zu ersten Mal sah."
Omas Antworten waren stets knackiger, in diesen Augenblicken.

 

 

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Egal was ich auch tue, egal welche Gedanken ihren Weg durch den Raum zwischen meinen Ohren ihren Platz einnehmen.
Höre ich auf mein Inneres, macht es Spaß, bringt meine Füße zum wippen und mein Gemüt hüpft.
Ich kann also getrost, egal ob ich in Sachen Kampfkunst, meinen Holzarbeiten oder anderen Dingen unterwegs bin, meinereiner Vertrauen.
Oder, wie Oma immer sagte: "Jung, wenns de was wissen willst, gehe zur Selbstberatung."

 

Mut

Folgen wir unserem Herzen, werden wir tun was richtig ist.
Und das erfordert sehr wenig.
Nur eines: die Konsequenz im Handeln.
Keinen heldenhaften Mut, keine übermenschliche Stärke.
Eine nur die Gewissheit das Richtige zu tun.

Als ich in der Grundschule die zweite Klasse besuchte, hatten wir einen deutlichen behinderten Jungen unter uns.
In der Pause machten die Klassenkameraden, Raufbolde wie sie waren, sich einen Spaß daraus ihn zu schupsen oder am Ranzen zu ziehen bis er in den Dreck viel.
Ohne zu überlegen nahm ich meinen von Büchern schweren Tornister vom Rücken und schleuderte ihn den Jungen vor den Kopf, stürzte mich auf sie um dem Jungen zu helfen.
Mir tat es weh zu sehen wie sie den Jungen behandelten und ich überlegte nicht eine Sekunde.
Das brachte mir einen Eintrag in das Klassenbuch, ein Gespräch mit der Direktorin ein und Ärger mit meiner Mutter ein.

Nur meine Oma war meiner Meinung.
Sie sagte:"Jung, ein Held wirste nich, dazu biste zu klein. Aber aufrecht gehen kannste".

Konsequenz.
Also auch gut für den Rücken.

Danke Oma

 

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Tatsächlich habe ich noch nie etwas verloren.
Meine Kinder nicht, wenn sie erwachsen das Weite suchten.
Meine Ideen nicht, wenn sie ein Teil meiner waren.
Keine Sachlichkeiten, die sind einfach nur da wo ich gerade nicht bin.
Mich selbst allerdings.
Mich habe ich manchmal verloren.
Gottseidank ein seltenes und nur temporäres Ereignis.
Oma sagte immer "Jung, nüscht is wech".