Um vorwärts zu kommen veranstalten wir ja so Einiges im Leben.
Wir zurren, zotteln, rucken und schieben wo und wann es nur geht.
Man könnte meinen, das der Drang Sich oder Andere zu bewegen schon vor der Entdeckung des Urknalls in den Genen des Menschen festgelegt wäre.
Nun wäre es doch langsam an der Zeit auch mal eine Richtung festzulegen, oder?
Autor: Andreas
Reichtum
Zeit und Bildhauerei
Zeit wurde von berühmten Physikern wie Albert Einstein als die 4 Dimension, als etwas relatives bezeichnet.
Die Messung und Festlegung erlaubt unserer Zivilisation die Kommunikation und das komplexe Arbeitsleben.
Man Verabredet sich, ist pünktlich an seinem Arbeitsplatz.
Erstaunlich für ein Medium was eigentlich weder fix, noch erfassbar ist.
Jeder kennt die Sätze:
"Das ist deine Zeit".
"Die Zeit verging im Fluge".
"Ich habe keine Zeit".
"Du musst die Zeit nutzen".
Dabei ist im Universum jede Menge davon vorhanden.
Immer.
Und überall.
Als Bildhauer spiele ich mit dieser Zeit, setze sie außer Kraft.
Ich erschaffe etwas in einer bestimmten Zeitspanne, lasse los und von da ab steht das Stück bis zu seinem Vergehen.
Eine Gedanke der ein klitzekleinwenig den Größenwahn fördert.
Ein "paar Millimeter Unsterblichkeit" die man da für sich schafft.
Ich wünsche jedem eine schöne Zeit.
Ein Tag im All ist kein Alltag
Eine wahre Geschichte oder was ist Kampfkunst im Alltag.
Operation Buntwäsche
Als alleinstehender Mann mit 2 Kindern auf einem Campingplatz ist es nicht unbedingt erforderlich, jedoch sehr praktisch in den Kampfkünsten bewandert und trainiert zu sein.
Man stelle sich zum Beispiel folgende Situation vor: die Kinder, ein 10 jähriger, fußballsüchtiger, grinsender Schlingel mit regelmäßig verschmuddeltem Zeug und eine dreizehnjährige, pubertierende Tochter ( Sie beherrscht die große Kunst des Wäschehaufebildens, ähnlich dem Ikebana kunstvoll gebündelt, jedoch bloß mit Wäsche und weit verteilt) in je 2 einzelnen Zelten; den dazugehörigen Papa in der Mitte in einem bunten Wohnmobil namens Kasimir hausend.
Die eben beschriebenen Umstände und auch der Bewegungsdrang des Vaters (schwitzige T-Shirts und muffelige Socken) machen es unabdingbar und notwendig sich zuweilen in kriegähnliche Zustände zu begeben.Um eines klarzustellen, ich bin praktizierender Mensch mit dem Hang auch einer nervigen Wespe auf meinem Knäckebrot etwas abzugewinnen, ergo einer pazifistischen Einstellung die einen Dalei Lama aufhorchen lassen würde.
Doch all das nutzt nichts, es ist Waschtag.
Ein Tag an dem gestandene Marines egal welcher Forces sich krankmelden und Helden den Arzt aufsuchen, Fremdenlegionäre weinend nach Hause zurückkehren.
Schon Tage vorher plagten mich Alpträume und Aufstoßen, Appetitlosigkeit und Panikattacken bei Innaugenscheinnahme des Waschhauses.
Mir war vollkommen klar das nur eine ausgeklügelte Taktik, körperliche Fitness und mein jahrelanges Training eine Chance boten die Schlüpfer und Socken meiner Kinder zu reinigen.
Mein Gegner: Campingerfahrene Hausfrauen mit oder ohne Kittelschürze egal welcher Farbe und Gewichtsklasse.
Kampferprobte Schleudermatronen, Spülstarke Frauen die mit Tabs oder Waschgel ebenso geschickt waren wie General Custer und Julius Cäsar auf dem Felde in der Schlacht.
Mein Plan war im Morgengrauen, wenn die Augen der reinigungssüchtigen Amazonen noch verklebt und die Reaktionsfähigkeit nicht gänzlich da, eben zu diesem Zeitpunkt meine Vorteile außpielend einen Waschplatz zu ergattern.
Denn genau das war die eigentliche Schwierigkeit.
Was Buntwäsche ist, welche Gradzahl und Schleudergeschwindigkeit zu wählen ist, das war gar nicht das Problem.
Auch wusste ich genau bei welcher Verschmutzung Tabs, bei welcher Gel oder Zusätze egal welcher Art zu wählen sind.
Nein, nein.Das Problem war einen Platz, eine der kostbaren und begehrten freien Plätze an den kraftstrotzenden Reinigungsmaschienen zu erhaschen.
Schon seit einer Woche habe ich möglichst unauffällig recherchiert, bin unter dem Vorwand etwas zu suchen oder ein Kind zu vermissen um die Waschräume herumgestrichen.
Tagsüber hatte ich keine Chance. Die Möglichkeiten einen Waschplatz zu ergattern waren ebenso gering wie eine Audienz beim Pabst .
Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz was einen nicht aufzulösenden Belagerungsring schafft:Das Gesetzt der Körbe.
Ich bin mit vollkommen sicher das wenn Hannibal, Attlia und all die anderen von dieser Technik auch nur eine Ahnung gehabt hätten, die Geschichte wäre ganz anders geschrieben, die Völkerwanderung ausgeblieben und vielen Kulturen unbescholten geblieben.Und das funktioniert so: Ist eine Waschmaschine augenscheinlich in Gebrauch meldet sich der nächste an in dem er seinen gefüllten Korb auf das Objekt der Begierde stellt.
So etwas stellt einen Teretorialanspruch her, dem die Genfer Kommission und alle Weltregelnden Organisationen den Schweiß auf die Stirn treibt (Vielleicht liest auch Herr Arafat diese Zeilen, die Intifada würde anders aussehen und verlaufen, ganz sicher).
Den anwachsenden Wäschehaufen jeden Tag taxierend um den genauen Zeitpunkt festzulegen und vorbereitende Maßnahmen einzuleiten begann das Vorhaben „Buntwäsche, Code 40 Grad“.Bei erreichen der halbwaschfähigen Haufenhöhe (Aufpassen alleinerziehende Väter, Unterhosen erhöhen zwar Aufgrund ihre geringen Volumens die Haufenhöhe nicht, verkürzen jedoch ziemlich die Länge der zur Verfügung stehenden Wäscheleine!!) begann ich mit dem Trainingsprogramm: Laufen für die Fitness und Kondition, Dehnung und Yoga für allgemeine Beweglichkeit, Meditation zur Klarheit und Entschlussfähigkeit wobei ich als Mantra das Waschmittel meiner Wahl zufügte ( Für nicht Kampfkünstler und Nichtjogisten: ein Mantra ist ein Wort oder Formel die, wiederholt gesprochen oder gemurmelt, den Zustand oder Wunsch stärken und unterstützen soll.
Ich gebe zu, das es wahrscheinlich ziemlich albern aussah einen nur mit einer Unterhose bekleideten Mann auf einer Wiese zwischen Kühen und Gänsen monoton „Spee“ intonieren zu sehen).
Kurz vor dem Zenit des Wäschehaufens war es soweit.
Am Abend zuvor legte ich alles griffbereit, geschickt die Dunkelheit abwartend um auch ja keinen Verdacht bei 2 anliegenden Frauen von Dauercampern zu erregen.
Nur der leiseste Verdacht, die kleinste Ahnung meines Vorhabens hätten die Damen noch vor dem Morgengrauen vor dem Waschhaus pattroulierend erscheinen lassen.
Nebenbei bemerkt: An diesen Stellen, in diesen Situationen bereue ich meine damalige Entscheidung den Kriegdienst zu Verweigern.
Wie gut hätte jetzt eine solide militärische Grundausbildung geholfen.
Gegen 21.00 Uhr entschuldigte ich mich bei den Campingnachbarn unter dem Vorwand körperlich unpässlich zu sein vor dem abendlichen Kartenspiel und ging Früh zu Bett.
Mein Schlaf war jedoch weder lang noch ruhig.Alpträume in denen mich riesige Frauen mit Polyestersportanzügen und Kittelschürzen bekleidet aus der Ortschaft verbannten oder gar Beschwörungsformeln murmelnd um ein Haufen brennender Wäsche tanzten (bestimmt meiner) quälten mich bis in die frühen Morgenstunden.
Ihre höhnisch auf mich herabblickenden Gesichter verklangen nur langsam aus meinem morgentlichen Dämmer.
Es war soweit.
Seufzend nahm ich allen meinen Mut zusammen.
Links unter dem Arm geklemmt die Wäsche, in der rechten Armbeuge hatte ich die Tabs geklemmt (Diese Technik macht das Rollen und abrollen ohne Verlust des zu transportierenden Gutes im Kampf möglich) macht ich mich behutsam auf den Weg durch das Feindesland.
Den Reisverschluss hatte ich am Abend zuvor mit Schmierseife auf „lautlos“ getrimmt.
Mein Herz pochte und raste.Ohne das Vorzelt wieder zu verschließen und so auch die geringste Geräuschentwicklung vermeidend pirschte ich mich, die naturgegebene Deckung ausnutzend an den Waschplatz heran.
Extra weiche Sohlen ohne verräterisches Profil (die knirschen im Schotter) und jahrelanges Training ermöglichten es mir unerkannt und unbehelligt bis auf Sichtweite an das Waschhaus heranzugelangen.
Ich ging in die Hocke und sog prüfend die Luft durch die Nase.Gut, sehr gut.
Kein Duft von Deo, keine Spur von Hausfrauendüften in der Luft.Nur ab und zu wabberte eine Prise Reste „Deutscher Grillabend mit Würstchen und Schnitzel“ herüber, nichts Verdächtiges.
Kurzes überprüfen der Windrichtung und der Umgebung und ich huschte geduckt bis an die Mauer des Waschhauses.
An die Wand gepresst, die Wäsche meiner Kinder fest umschlungen verharrte ich einen Augenblick und verlangsamte wie ich es gelernt hatte meinen Atem und Herzschlag.Bis hierher ging alles glatt, wow.
Ein Blick zur Tür; nichts.
Ich jubelte innerlich, Tränen der Freude verschleierten meinen Blick und ich schob mich dicht an der Wand entlang Richtung Waschraum.
Nur noch 2 Schritte, ich begann übermütig und glückstrahlend wieder in den aufrechten Gang zu wechseln als sich von links und rechte aus dem Dämmer zwei mir übergroß erscheinende Gestalten schälten.„Scheiße“ entfuhr es mir.
Rugbyspieler können mich jetzt wahrscheinlich verstehen, so kurz vor dem Touchdown und vollends verloren vor zwei übermächtigen Gegnern sank mein Herz in die Hosentasche und meine Brust krampfte sich zusammen.
Vielleicht ein erklärendes, friedenschaffendes, beschwichtigendes Wort?„ Oh gottgleiche Gebieterin des Spülvorganges, gesalbte unter den wuchtig Waschenden, gewährst du mir, dem Einsamen und nach sauberen Socken Trachtenden den Zutritt zu dem Gral der schleudernden Reinlichkeit?"
Nichts, nada, niente, gerade Mal die Augenbrauen der größeren der beiden Waschvollstreckerinnen und ein belatschter Großzeh der anderen in quittegrün zeigte Reaktion.Das war schon mal ein Schuß in den Ofen.
Es waren nur wenige Meter Distanz zwischen mir und der Türzarge, nur etwa 2 Meter zwischen den turmhoch aufragenden waschwütigen Riesendamen.
Glänzend, wie triumphierend raschelte das Polyester der Traininganzüge als die Frauen siegesgewiss ihre prallgefüllten Wäschekörbe hoben.
Plötzlich und tauchte im Geiste mein Mentor und Lehrer aus dem Dojo vor mir auf.Im Lotussitz über mir schwebend lächelte er weise.
„Der Frosch ist schneller als der Elefant“, rezitierte die Geistfigur und ich wusste schlagartig was zu tun war.
„Kiai“ schreiend wie ich es gelernt hatte stürmte ich aus dem Stand auf die Damen zu.Sie versuchten mir den Weg zu blockieren in dem sie sich zur Mitte der Tür bewegten und mir so den Weg zu versperren aber es war zu spät.
Kurz vor ihnen sprang ich ab über die entgegengestreckten Wäschekörbe und bildetet mich zusammenrollend eine Kugel die genau über den schmutzigen Schlüpfern, Socken und Hemden hinweghuschte und auf der anderen Seite sich abrollend wieder aufbaute.
Siegessicher grinsend und keuchend richtete ich mich vollends auf und wollte eben gerade langsam und genüsslich meine Wäsche auf das Weiß des Waschautomaten stellen, als mir die bis dahin so fest in der Armbeuge eingeklemmten Tabs herausrutschten und über den Boden kullerten.
Die Mienen der mittlerweile mir zugewandten Damen wechselten von „Entsetzen“ zu „Es ist nicht alles Colt was ballert“.
Fatal, fatal, dachte der Krieger und mir entfuhr mit zusammengepressten Zähnen „So eine gotterverdammte Riesenscheiße“.
Der ach so nahe Sieg dahin, wenn es mir nicht gelang gleichzeitig der Tabs habhaft zu werden und den Wäschekorb zu platzieren.
Ich wünschte Tadeusz Nutsch, der Erfinder der Raumzeitfalte in Speisekammern nördlich des Weißwurstäquators würde eben eine solche vor mir erscheinen lassen, so schamvoll war die Niederlage.
Stellte ich den Wäschekorb ab um die verlorenen Waschtabletten aufzuklauben würden die erzürnten Waschmatronen hundertprozentig dazwischenfunken.
Justament in diesem Augenblick brach eine der Damen prustend in Gelächter aus und zeigte mit wogendem Busen unter dem gestreiften Polyesterblouson auf die vermeintlichen Reinigungspillen.
Was da auf dem gefliesten Boden darniederlag waren keine der begehrten Taps, sondern 2 Stück kleine Rundkäse aus dem Supermarkt.
Konnte die Schande denn nun gar kein Ende nehmen?
Ich entsann mich einer Sitte welche bei Japanischen Soldaten in solchen Fällen zum tragen kam, Halodriri, oder so ähnlich.
Dabei stürzten sich die Unglücklichen in ihre Waschbottiche und suchten das nächstgelegene schwarze Loch auf um in aller Demut dieses Universum zu verlassen.
Schon sah ich mich gramgebeugt mit einem Stirnband mit der roten Sonne darauf vor dem Waschvollautomaten knien um mich, zumindest ehrenvoll, durch schleudern zu entleiben, als die immer noch prustende Dame nach Luft schnappend sagte: „Männer, es gibet doch rein jarnüscht komischeret wie Männer“,
gab die mächtigere der Damen von sich.
„Männeken, lof zu deiner Jurte und hol um Gottes Willen dat richtige Waschzeug, oder willste die Schlüpper deiner Jüngsten verkäsen?“ meldete sich die Waschmazone auf der anderen Seite.
In solchen Augenblicken kehrt mein Glaube an die Menschheit wieder zurück, erscheint mir Mutter Theresa als irdisch möglich und eine Steuererklärung als humanes Mittel unsere Gemeinsamkeit zu demonstrieren.
Ich beschloss diverse Kerzen zu spenden/anzuzünden und meinem Mentor und Meister bei nächster Gelegenheit zu Fragen wie bitte Frösche und Elefanten sich wirklich in solchem Falle verhielten; und ging schweigend den Käse umtauschen.
Die Moral von der Geschicht: Käse im Schlüpper – dat passet nicht!
Mit einigen Stücken auf der Reise
Ich gehe mit einigen meiner Arbeiten auf die Reise.
In Leobersdorf/Österreich, kurz vor den Toren Wiens, nehme ich am 21. und 22. Mai an der größten Strassengalerie Österreichs teil.
Infos unter:
http://www.leobersdorf.at/Freizeit_und_Veranstaltungen/Oesterreichs_groesste_Strassengalerie_2016
Andreas
Sichtweise
Was für ein Ismus?
Ismüsser
Verkehrt man in der Welt der Kreationen und der Träume, so begegnet man dem Vielfältigsten und nicht Fassbaren: dem „Ismus“.
Ich zähle hier der Einfachheit halber einige Ismüsser auf, die mir einfallen: Populismus, Magnetismus, Liberalismus, Apfelmus, Kapitalismus, Transzendentalismus, Kubismus, Rheumatismus, Sozialismus, Surrealismus, Vandalismus, Kannibalismus, Faschismus, Nikodemus, Eskapismus, Katholizismus, Realismus.
Es gibt mit Sicherheit noch einige mehr.
Ich begegnete diesem fabulösen Gebilde das erste Mal in jungen Jahren.
Ort des Geschehens: eine Universität in Bremen.
Anlass: ein Gebilde, das eine (meiner Meinung nach) gelungene Mischung aus Bewegungs- und Meditationsmaschine und Murmelbahn war.
Ehrlich gesagt: Ich weiss nicht mehr, wie ich und meine Meditationsmaschine an die Uni gekommen sind.
Woran ich mich noch erinnere:
Ich saß an einem Tisch in der Mensa der Universität, auf dem Tisch hatte ich meine Maschine geparkt.
Ein vor Bildung und Wissen berstender Bartträger kam mit einem Tee an meinem Tisch vorbei, stoppte und wand sich mir und meiner Maschine zu.
Er neigte nachdenklich den Kopf und stellte die Frage, vor der ich am meisten Angst habe: „Was ist das denn, junger Mann? Das sieht wirklich interessant aus.“
Die Nacht zuvor und eine nur zweiminütige Kurzschlafphase auf der Rückbank eines Ford Transit forderten unbarmherzig ihren Tribut. Ich nuschelte: „Eine Meditationsmaschine. Ich will mein Bewusstsein erweitern. Zum Wochenende hin will ich fertig sein.“
Ein gütiges Lächeln huschte über Gesicht und Bart des Bildungsbefüllten. Ich entspannte mich.
"Ist das Surrealismus"?
Ein in den letzten Minuten rehabilitierter Teil eines Hirnlappens ergriff die Chance, tätig zu werden, formulierte blitzgescheit und wieselschnell eine Antwort und leitete sie an das Mundwerk weiter.
"Schuppismus" schepperte es aus mir heraus, "reiner Schuppismus".
(Diese Äußerung beruhte auf der Tatsache, dass ich die Maschine in einem Schuppen gebaut hatte.) Auf einem Teil der Stirn des Studiosus bildeten sich zwei extremes Unverständnis signalisierende Querfalten.
In meinem Gehirn auch.
Eigentlich wollte ich doch nur mir und anderen Menschen einen vergnüglichen Augenblick schenken…
Vom Lande kommend und relativ bildungsneutral (Ich hatte das Wort „Schulbesuch“ wörtlich genommen.) hatte ich weniger als gar keine Ahnung, was der gütig lächelnde Mensch von mir wollte. Auf keinen Fall wollte ich jedoch etwas Falsches oder gar Ungebildetes von mir geben.
Später erfragte ich, was Surrealismus bedeutet und erfuhr mehr und mehr über die sagenhaften Ismüsser und deren Bedeutung.
Mich beschäftigt eine Frage immer wieder und immer mehr: Warum hat der nette Bartgebildete sich nicht einfach zu mir gesetzt und das Ding ausprobiert?
Es hatte nämlich an der Vorderseite eine Öffnung, in die man den Kopf hinein stecken und viele interessante Knöpfe, durch deren Betätigung man allerlei bewirken konnte.
Schade.
Ich hätte mich gefreut und ihm hätte es bestimmt ein paar Lachfältchen verpasst.
Nun, circa 30 Jahre später, begegne ich dem gleichen Phänomen.
Der Betrachter möchte wissen, wie er das vor ihm Stehende bzw. Hängende zu benennen hat.
Es scheint so zu sein, dass viele Menschen erst einmal wissen möchten, wie sie das, was ihnen begegnet, einordnen können.
Was ich erstens schade finde (verhindert es doch, sich vielleicht unvoreingenommen in ein Abenteuer zu stürzen) und mich zweitens in Erklärungsnot bringt.
Und so geht es mir heute noch.
Meine Bitte: Kunst- oder andere Stücke einfach anschauen und anfassen.
Nicht dabei denken.
Denn - wie meine Großmutter immer so weise verlautbarte: „Denken, Jung, denken sollten nur die Pferde. Die haben nämlich viel größere Köpfe.“
Was ist ein Künstler?
Ein Künstler, schaltet man den Fernseher ein oder hört Radio, ein Künstler stellt sich wie folgt dar:
Hat wirklich, wirklich seltsame Kleidung an, meist eine Mischung aus afrikanisch - indisch - orthodoxen Gewändern, die auf keinen Fall passen in Verbindung mit Gummistiefeln, oder schlichte, schwarze Trainingsanzüge und Zottelhaar.
Der weibliche Teil meist stark übergewichtig mit bunten Haaren Wallawalla Gewändern aus organischem Anbau (meist berichten sie wie schön und inspirierend der letzte keltische Fruchtbarkeitstanz war den sie nackig auf einer Wiese voller biologisch unbedenklicher Kaninchen vollführt haben).
Als wichtig und richtig gilt es auch das Publikum zu bespucken oder sich anderweitig komisch aufzuführen.
Der Homo Künstler befindet sich prinzipiell im "Prozess" oder ist "geistig in einem Projekt behaftet".
Bildhauer mit lupenreinen Händen, fehlsichtige Maler und Musiker mit disorientierten Stimmbändern sind auch dabei.
Aber das stimmt nicht.
Künstler sind hart arbeitende Unternehmer.
Die meisten von uns sind wie Hochleistungsathleten top ausgebildet, hoch motiviert und das über viele, viele Jahre hinweg.
Ich als Bildhauer arbeite wie eine Werft.
Da ich ebenso wie diese meist Jahre brauche bis das Stück steht, gilt es die Finanzierung zu planen und zu Wirtschaften, Arbeitsabläufe und Materialzulauf zu kalkulieren und den Verkauf bzw. Marketing zu organisieren.
In der Regel ist man auch noch Spediteur und ist einer den Regulierungen der Zollabfertigung nach Lateinamerika ebenso kundig wie dieser.
Schriftsteller wie Frank Schätzing arbeiten Jahre an einem Buch.
Ölmaler die Großformatig arbeiten sind zuweilen wahre Akrobaten
Ich denke da nur an die Deckenmalerei.
Viel gute Schauspieler sind wahre Geistesriesen.
Bitte versuchen Sie sich einmal ein ganzes Bühnenstück zu merken und entsprechend emotional und glaubhaft an den Mann/die Frau zu bringen.
Ergo: Ein Künstler ist ein handwerklich im kreativen Bereich arbeitender Manager.
Künstler haben Gesellschaften verändert und Regierungen gestürzt.
Menschen wie Leonardo da Vinci, Robespierre, die Rolling Stones oder Viviene Westwood haben Epochen entscheidend geprägt.
Nun bin Ich schon paar Jahre in diesem Gewerbe tätig und durch viele Galerien gereist, wo nicht minder seltsame Galeristen sich aufführen wie Künstler und so auch betiteln.
Ein schief an die Wand genagelter Fahrradlenker in einem älteren Bildrahmen wird da schon mal zu einem Werk hochstilisiert, welches das Leiden der Stiere darstellen soll.
So taumelte ich die ersten Jahre von Vernissage zu Medissage bis Finissage und wieder zurück.
Bekam Häppchen, vom Wurstbrot bis zur molekularen Schneckenschnitte oder Krabbenzahnfleischkonfitüre, wurde nach meiner Meinung gefragt und ob ich denn auch dem repressiven Impressionismus rein energetisch so gar nichts abgewinnen könne.
Eine Kuratorin In leuchtendem grün gekleidet, Hut und Gummistiefel ebenso dabei, erläuterte, dass sie Impulse auf sphärisch kognitiver Weise in ihr Kollektivbewusstsein einströmen lasse um so medial mit den Stücken des Meisters kommunizieren zu können.
Gut.
Bitteschön, nicht wirklich jeder ist ein Künstler.
Es ist ja auch nicht jeder Busfahrer, oder?
Nachdem ich so die ersten paar Jahre verbracht und erlebt habe, wird man für die Medien interessant.
Journalisten der unterschiedlichsten Art befragen einen nach dem Sinn und Hintergrund des Tuns und ob man denn davon leben könne (Würde man das einen Fleischer oder Mechaniker fragen?).
Mit dem überwiegenden Teil der schreibenden Zunft habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Sie hinterfragten und recherchierten, gaben sich viel Mühe und nahmen sich viel Zeit für ihre Artikel über meine Arbeit.
Einige kamen wiederholt mit Fragen die mich forderten und nachdenken ließen.
Dem Herrgott seis gedankt besuchten mich nur selten Journalisten der anderen Art die vorgefertigt in Bild und Meinung eigentlich nur das Portrait eines "Künstlers" zu Papier bringen wollten.
Und so geschah es beispielweise, dass ich gerade von einer Vernissage kommend vollkommen entnervt einen Journalisten dieser Gattung anfauchte, dass wenn er mich noch einmal Künstler nenne, ich ihn im Grassoden des Nachbargrundstückes einvertikutieren würde.
Kopfüber.
Ein Künstler hat die Ernsthaftigkeit einer Krankenschwester und meist genauso wenig Schlaf.
Ich möchte keine der beschrieben Personen schlecht machen oder herabsetzen.
Lediglich einen anderen Standpunkt, meine Sichtweise darstellen.
Wirklich jeder hat seine Berechtigung zu Recht eigene Sichtweise der Dinge.
Mein Wunsch ist es, das dieser Blog eine Anregung ist.
Nicht mehr - nicht weniger.
Warum steuert Geist Materie?
Warum steuerte Geist Materie?
Weils andersrum nicht geht!
Holzbildhauer, die vor einem Trumm von einem Stamm stehen wissen das.
Die Verbindung einer Idee und das schlichte Vorhandensein einer Tonne Materie bringt einem diese Erkenntnis.
Nichts ist für mich schöner - nichts unmittelbarer.Was mich zu dem Satz bringt den meine Oma mir beigebracht hat:
Geist steuert Materie.
Danke Oma.