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P1030870Ein Künstler, schaltet man den Fernseher ein oder hört Radio, ein Künstler stellt sich wie folgt dar:
Hat wirklich, wirklich seltsame Kleidung an, meist eine Mischung aus afrikanisch - indisch - orthodoxen Gewändern, die auf keinen Fall passen in Verbindung mit Gummistiefeln, oder schlichte, schwarze Trainingsanzüge und Zottelhaar.
Der weibliche Teil meist stark übergewichtig mit bunten Haaren Wallawalla Gewändern aus organischem Anbau  (meist berichten sie wie schön und inspirierend der letzte keltische Fruchtbarkeitstanz war den sie nackig auf einer Wiese voller biologisch unbedenklicher Kaninchen vollführt haben).
Als wichtig und richtig gilt es auch das Publikum zu bespucken oder sich anderweitig komisch aufzuführen.
Der Homo Künstler befindet sich prinzipiell im "Prozess" oder ist "geistig in einem Projekt behaftet".
Bildhauer mit lupenreinen Händen, fehlsichtige Maler und  Musiker mit disorientierten Stimmbändern  sind auch dabei._BAW4956
Aber das stimmt nicht.
Künstler sind hart arbeitende Unternehmer.
Die meisten von uns sind wie Hochleistungsathleten top ausgebildet, hoch motiviert und das über viele, viele Jahre hinweg.
Ich als Bildhauer arbeite wie eine Werft.
Da ich ebenso wie diese meist Jahre brauche bis das Stück steht, gilt es die Finanzierung zu planen und zu Wirtschaften, Arbeitsabläufe und Materialzulauf zu kalkulieren und den Verkauf bzw. Marketing zu organisieren.
In der Regel ist man auch noch Spediteur und ist einer den Regulierungen  der Zollabfertigung nach Lateinamerika ebenso kundig wie dieser.
Schriftsteller wie Frank Schätzing arbeiten Jahre an einem Buch.
Ölmaler die Großformatig arbeiten sind zuweilen wahre Akrobaten
Ich denke da nur an die Deckenmalerei.
Viel gute Schauspieler sind wahre Geistesriesen.
Bitte versuchen Sie sich einmal ein ganzes Bühnenstück zu merken und entsprechend emotional und glaubhaft an den Mann/die Frau zu bringen.
Ergo: Ein Künstler ist ein handwerklich im kreativen Bereich arbeitender Manager.
Künstler haben  Gesellschaften verändert und Regierungen gestürzt.
Menschen wie Leonardo da Vinci, Robespierre, die Rolling Stones oder Viviene Westwood haben Epochen entscheidend geprägt.
Ahorn August 2 06 002

Nun bin Ich schon paar Jahre in diesem Gewerbe tätig und durch viele Galerien gereist, wo nicht minder seltsame Galeristen sich aufführen wie Künstler und so auch betiteln.
Ein schief an die Wand genagelter Fahrradlenker in einem älteren Bildrahmen wird da schon mal zu einem Werk hochstilisiert, welches das Leiden der Stiere darstellen soll.
So taumelte ich die ersten Jahre von Vernissage zu Medissage bis Finissage und wieder zurück.
Bekam Häppchen, vom Wurstbrot bis zur molekularen Schneckenschnitte oder Krabbenzahnfleischkonfitüre, wurde nach meiner Meinung gefragt und ob ich denn auch dem repressiven Impressionismus rein energetisch so gar nichts abgewinnen könne.
Eine Kuratorin In leuchtendem grün gekleidet, Hut und Gummistiefel ebenso dabei, erläuterte, dass sie Impulse auf sphärisch kognitiver Weise in ihr Kollektivbewusstsein einströmen lasse um so medial mit den Stücken des Meisters kommunizieren zu können.
Gut.
Bitteschön, nicht wirklich jeder ist ein Künstler.
Es ist ja auch nicht jeder Busfahrer, oder?wege 3
Nachdem ich so die ersten paar Jahre verbracht und erlebt habe, wird man für die Medien interessant.
Journalisten der unterschiedlichsten Art befragen einen nach dem Sinn und Hintergrund des Tuns und ob man denn davon leben könne (Würde man das einen Fleischer oder Mechaniker fragen?).
Mit dem überwiegenden Teil der schreibenden Zunft habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Sie hinterfragten und recherchierten, gaben sich viel Mühe und nahmen sich viel Zeit für ihre Artikel über meine Arbeit.
Einige kamen wiederholt mit Fragen die mich forderten und nachdenken ließen.
Dem Herrgott seis gedankt besuchten mich nur selten Journalisten der anderen Art die vorgefertigt in Bild und Meinung eigentlich nur das Portrait eines "Künstlers" zu Papier bringen wollten.
Und so geschah es beispielweise, dass ich gerade von einer Vernissage kommend vollkommen entnervt einen Journalisten dieser Gattung anfauchte, dass wenn er mich noch einmal Künstler nenne, ich ihn im Grassoden des Nachbargrundstückes einvertikutieren würde.
Kopfüber.
Ein Künstler hat die Ernsthaftigkeit einer Krankenschwester und meist genauso wenig Schlaf.
Ich möchte keine der beschrieben Personen schlecht machen oder herabsetzen.
Lediglich einen anderen Standpunkt, meine Sichtweise  darstellen.
Wirklich jeder hat seine Berechtigung zu Recht eigene Sichtweise der Dinge.
Mein Wunsch ist es, das dieser Blog eine Anregung ist.
Nicht mehr - nicht weniger.

Meister und Orden 2

Warum es für mich keine Auszeichnungen, Spangen, Orden oder Gürtel gibt hat einen ganz einfachen und plausiblen Grund: Es macht für mich einfach keinen Sinn.

Es bezieht sich auf Dinge die in der Vergangenheit liegen und keine Aussage über da sind was aktuell ist.
Nehmen wir als Beispiel dafür einen Handwerksmeister.
Ist er ein Meister seines Handwerkes, weil ein Stück Papier erworben hat, worauf steht das er das ist, oder weil er meisterliche Handwerksarbeit vollführt?
Oder weil er Tag für Tag, Stunde für Stunde, all sein Können wieder auf den Prüfstand stellt?
Was ist mit dem Träger eines schwarzen Gürtels der nicht mehr übt?
Oder einen Helden, der vor geraumer Zeit  eine heldenhafte Tat beging?
Tatsächlich hat jemand in einem Augenblick seines Lebens vor anderen Menschen sein Können oder eine bestimmte vorgeschriebene Leistung dokumentiert, oder in der Vergangenheit eine von uns als besonders eingestufte Tat begangen.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Handwerksmeister kann zur Schlampe, der Schwarzgurtträger zum dicken Trinker und der Held zum Maulheld mutiert sein.

Für mich ist meisterliche Leistung die, die man in diesem Augenblick handelt und lebt.
Sie steht in jeder Sekunde des Lebens auf dem Prüfstand und muss immer wieder, mit jedem Atemzug in jeder Situation erarbeitet werden.
Meisterschaft zeigt sich im Handeln, im Leben.
Zu dem ist es für mich aus meinem Verständnis eben dir große Kunst immer Schüler zu bleiben  um wahrlich Meister zu sein.

Ein Kampfkunstmeister ist also tatsächlich ein sehr aufmerksamer Schüler der in jedem Moment seines Lebens das übt, lebt und praktiziert.
Der jede Übung jeden Tag aufs Neue angeht und nicht die Formen abarbeitet sondern sie immer wieder erarbeitet und weiterführt.
Im Bewusstsein dessen was er gerade tut, in aller Demut des Augenblickes .

Es ist  eben so wie in dem Film Karate Kid in dem der Lehrmeister, Mr. Myagi sagt: "Gürtel ist da um zu halten Hose fest".