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Wege zur Skulptur

Es gibt viele Wege, eine Skulptur aus einem Stamm zu schlagen. Für mich jedoch nur zwei grundlegende:
wege 5Ein Weg ist, zielorientiert ein sorgsam erarbeitetes Stück aus dem Material herauszuarbeiten. Eine hohe Kunst.
Die andere Art ist am Weg orientiert und schließt das Material mit ein… eine Arbeitsweise, die kein „planbares“ oder zuvor genau festgelegtes Stück erlaubt.
Meine eigene Arbeitsweise ist die zweite, die am Weg orientierte Art.
Ich sehe und erfasse den Stamm, habe eine Idee oder Vorstellung von dem, was er werden soll.
Das heißt, es existiert zwischen mir und dem Stamm ein - sagen wir einmal - Verständnis.
Natürlich kann ich aus jedem beliebigen Material einen Uhu oder eine Vase herausschlagen.
Der Preis ist der, dass ich wahrscheinlich gegen das Material gearbeitet und andere Chancen und Möglichkeiten ausgeschlossen habe.
Natürlich wäre es wirtschaftlicher und effektiver, fortlaufend zu arbeiten.
Wege 2Aber: Es nähme mir die Möglichkeit, den Stamm in seinem Trocknungsprozess zu begleiten und die „Arbeit“ des Stammes zu erkennen.
Ich nenne es: ihm die "Reifezeit" nehmen.
Deshalb arbeite ich mit „Grünholz“, also frisch geschlagenen Stämmen.
Gehen wir einmal davon aus, dass Bäume wie Menschen unterschiedlicher Natur sind, dann gilt es, sie wahrzunehmen und zu unterscheiden. Zwischen einem Dachdecker, einem Kaplan und einem Komponisten gibt es schon signifikante Unterschiede…
Und wenn ich mir nicht die gleiche Liebe, Hingabe und Zeit nehme wie bei meinen eigenen Kindern - wie soll ich es dann bewerkstelligen, eine Skulptur mit dem Material zu erarbeiten?
Das wäre wie: meinem einjährigen Sohn in den Orchestergraben zu schicken, um Oboe zu spielen.
Meine Tochter, noch in Windeln, ins Cockpit eines Düsenjets zu setzen.
wege 3Mich an den Rand eines Getreidefeldes zu stellen und den Weizen anzufeuern.
Schlussendlich habe ich meinen Weg gefunden:
Ich nehme den Baum wahr. Ich erkenne ihn.
Ich sehe, was in ihm steckt.
Wir gehen den Weg gemeinsam.
Ich zolle ihm die Achtung und den Respekt, die ihm als Lebewesen und Teil meiner Welt zustehen.
Ich glaube, es ist die große Kunst der Achtsamkeit, die aus einem Stamm eine wunderbare Skulptur macht.
Schlussendlich ist es aber nur mein Weg, nicht der Weg.
Es gibt nämlich noch einen dritten, sehr kindlichen Weg: einfach loslegen und kucken, was passiert.
Und das ist auch kein schlechter Weg. Das weiß ich.

wege 4

              P.S.: Humor kann auch nicht schaden.

WElt 2PGWenn in der Welt, im Universum tatsächlich alles eins ist, wenn alles aus demselben erschaffen wurde, egal ob göttlich oder physikalisch: Wie kann es da Unterschiede zwischen einer Dose, einem Regenwurm und einem Komponisten geben?
Also essen Vegetarier auch Lebewesen bei lebendigem Leib.
Und nicht nur die Massentierhaltung, sondern auch das achtlose Verschlingen eines Salatblattes ist zu verurteilen, oder?

Meiner Meinung nach hat alles eine Seele, wirklich egal was.
Ein Auto aus einer Idee, ein Lied aus einer Emotion, ein Buch aus der Erfahrung.
Der „Schöpfer“ hat seine Seele, sein Dasein dort hinein impliziert.
Der Ingenieur in die Dose, der Komponist in sein Stück.
Deshalb gibt es ja so unendlich viele wundervolle und gegensätzliche Dinge, die wir bestaunen und benutzen können:
einfach weil es von und aus etwas erschaffen wurde.
Ich glaube, dass die Grundlage allen Weiterkommens, jeder Weiterentwicklung Achtung, Respekt und Aufmerksamkeit allem und jedem gegenüber ist.
Und alles hat seine Berechtigung, ob Diktator, Heiliger, Hund, Kuh oder Regenschirm.
Ganz einfach, weil nicht nur das offensichtlich so geschätzte Gute für uns wichtig ist, sondern auch der Prüfstein unseres menschlichen Denkens, das sogenannte Böse.
So ist es grundlegend und wichtig, mit größtmöglichster Achtung, Aufmerksamkeit und Respekt allem und jedem zu begegnen.
Eigentlich ganz einfach, oder?