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Ich genieße die Weite.
Genieße den Abstand und die Distanz zu den Dingen.
So kann ich unbeeinflusst beobachten:
Mein Blickwinkel ist weit geöffnet, die Perspektive offen.
Augen und Sinne weit geöffnet ohne zu werten.

Ob in der Arbeit als Holzbildhauer, wo ich oft von den Stücken weit weg gehe um sie zu sehen.
Ob in der Kampfkunst um mich selbst zu betrachten und mein Gegenüber zu sehen.
In der Arbeit als Coach um alles an dem Anderen zu erfassen.

So komme ich weit.
Oder weiter.

 

Schwerkraft

Operation Buntwäsche

Als alleinstehender Mann mit 2 Kindern auf einem Campingplatz ist es nicht unbedingt erforderlich, jedoch sehr praktisch in den Kampfkünsten bewandert und trainiert zu sein.
Man stelle sich zum Beispiel folgende Situation vor: die Kinder, ein 10 jähriger, fußballsüchtiger, grinsender Schlingel mit regelmäßig verschmuddeltem Zeug und eine dreizehnjährige, pubertierende Tochter ( Sie beherrscht die große Kunst des Wäschehaufebildens, ähnlich dem Ikebana kunstvoll gebündelt, jedoch bloß mit Wäsche und weit verteilt) in je 2 einzelnen Zelten; den dazugehörigen Papa in der Mitte in einem bunten Wohnmobil namens Kasimir hausend.
Die eben beschriebenen Umstände und auch der Bewegungsdrang des Vaters (schwitzige T-Shirts und muffelige Socken) machen es unabdingbar und notwendig sich zuweilen in kriegähnliche Zustände zu begeben.Um eines klarzustellen, ich bin praktizierender Mensch mit dem Hang auch einer nervigen Wespe auf meinem Knäckebrot etwas abzugewinnen, ergo einer pazifistischen Einstellung die einen Dalei Lama aufhorchen lassen würde.
Doch all das nutzt nichts, es ist Waschtag.
Ein Tag an dem gestandene Marines egal welcher Forces sich krankmelden und Helden den Arzt aufsuchen, Fremdenlegionäre weinend nach Hause zurückkehren.

Buntwäsche 1

Schon Tage vorher plagten mich Alpträume und Aufstoßen, Appetitlosigkeit und  Panikattacken bei Innaugenscheinnahme des Waschhauses.
Mir war vollkommen klar das nur eine ausgeklügelte Taktik, körperliche Fitness und mein jahrelanges Training eine Chance boten die Schlüpfer und Socken meiner Kinder zu reinigen.
Mein Gegner: Campingerfahrene Hausfrauen mit oder ohne Kittelschürze egal welcher Farbe und Gewichtsklasse.
Kampferprobte Schleudermatronen, Spülstarke Frauen die mit Tabs oder Waschgel ebenso geschickt waren wie General Custer und Julius Cäsar auf dem Felde in der Schlacht.
Mein Plan war im Morgengrauen, wenn die Augen der reinigungssüchtigen Amazonen noch verklebt und die Reaktionsfähigkeit nicht gänzlich da, eben zu diesem Zeitpunkt meine Vorteile außpielend einen Waschplatz zu ergattern.
Denn genau das war die eigentliche Schwierigkeit.
Was Buntwäsche ist, welche Gradzahl und Schleudergeschwindigkeit zu wählen ist, das war gar nicht das Problem.
Auch wusste ich genau bei welcher Verschmutzung Tabs, bei welcher Gel oder Zusätze egal welcher Art zu wählen sind.
Nein, nein.Das Problem war einen Platz, eine der kostbaren und begehrten freien Plätze an den kraftstrotzenden Reinigungsmaschienen zu erhaschen.
Schon seit einer Woche habe ich möglichst unauffällig recherchiert, bin unter dem Vorwand etwas zu suchen oder ein Kind zu vermissen um die Waschräume herumgestrichen.

Buntwäsche 2
Tagsüber hatte ich keine Chance. Die Möglichkeiten einen Waschplatz zu ergattern waren ebenso gering wie eine Audienz beim Pabst .
Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz was einen nicht aufzulösenden Belagerungsring schafft:Das Gesetzt der Körbe.
Ich bin mit vollkommen sicher das wenn Hannibal, Attlia und all die anderen von dieser Technik auch nur eine Ahnung gehabt hätten, die Geschichte wäre ganz anders geschrieben, die Völkerwanderung ausgeblieben und vielen Kulturen unbescholten geblieben.Und das funktioniert so: Ist eine Waschmaschine augenscheinlich in Gebrauch meldet sich der nächste an in dem er seinen gefüllten Korb auf das Objekt der Begierde stellt.
So etwas stellt einen Teretorialanspruch  her, dem die Genfer Kommission und alle Weltregelnden Organisationen den Schweiß auf die Stirn treibt (Vielleicht liest auch Herr Arafat diese Zeilen, die Intifada würde anders aussehen und verlaufen, ganz sicher).
Den anwachsenden Wäschehaufen jeden Tag taxierend um den genauen Zeitpunkt festzulegen und vorbereitende Maßnahmen einzuleiten begann das Vorhaben „Buntwäsche, Code 40 Grad“.Bei erreichen der halbwaschfähigen Haufenhöhe (Aufpassen alleinerziehende Väter, Unterhosen erhöhen zwar Aufgrund ihre geringen Volumens die Haufenhöhe nicht, verkürzen jedoch ziemlich die Länge der zur Verfügung stehenden Wäscheleine!!) begann ich mit dem Trainingsprogramm: Laufen für die Fitness und Kondition, Dehnung und Yoga für allgemeine Beweglichkeit, Meditation zur Klarheit und Entschlussfähigkeit wobei ich als Mantra das Waschmittel meiner Wahl zufügte ( Für nicht Kampfkünstler und Nichtjogisten: ein Mantra ist ein Wort oder Formel die, wiederholt gesprochen oder gemurmelt, den Zustand oder Wunsch stärken und unterstützen soll.

Buntwäsche 3
Ich gebe zu, das es wahrscheinlich ziemlich albern aussah einen nur mit einer Unterhose bekleideten Mann auf einer Wiese zwischen Kühen und Gänsen monoton „Spee“ intonieren zu sehen).
Kurz vor dem Zenit des Wäschehaufens war es soweit.
Am Abend zuvor legte ich alles griffbereit, geschickt die Dunkelheit abwartend um auch ja keinen Verdacht bei 2 anliegenden Frauen von Dauercampern zu erregen.
Nur der leiseste Verdacht, die kleinste Ahnung meines Vorhabens hätten die Damen noch vor dem Morgengrauen vor dem Waschhaus pattroulierend erscheinen lassen.
Nebenbei bemerkt: An diesen Stellen, in diesen Situationen bereue ich meine damalige Entscheidung den Kriegdienst zu Verweigern.
Wie gut hätte jetzt eine solide militärische Grundausbildung geholfen.
Gegen 21.00 Uhr entschuldigte ich mich bei den Campingnachbarn unter dem Vorwand körperlich unpässlich zu sein vor dem abendlichen Kartenspiel und ging Früh zu Bett.
Mein Schlaf war jedoch weder lang noch ruhig.Alpträume in denen mich riesige Frauen mit Polyestersportanzügen und Kittelschürzen bekleidet aus der Ortschaft verbannten oder gar Beschwörungsformeln murmelnd um ein Haufen brennender Wäsche tanzten (bestimmt meiner) quälten mich bis in die frühen Morgenstunden.
Ihre höhnisch auf mich herabblickenden Gesichter verklangen nur langsam aus meinem morgentlichen Dämmer.
Es war soweit.
Seufzend nahm ich allen meinen Mut zusammen.
Links unter dem Arm geklemmt die Wäsche, in der rechten Armbeuge hatte ich die Tabs geklemmt (Diese Technik macht das Rollen und abrollen ohne Verlust des zu transportierenden Gutes im Kampf möglich) macht ich mich behutsam auf den Weg durch das Feindesland.
Den Reisverschluss hatte ich am Abend zuvor mit Schmierseife auf „lautlos“ getrimmt.
Mein Herz pochte und raste.Ohne das Vorzelt wieder zu verschließen und so auch die geringste Geräuschentwicklung vermeidend pirschte ich mich, die naturgegebene Deckung ausnutzend an den Waschplatz heran.
Extra weiche Sohlen ohne verräterisches Profil (die knirschen im Schotter) und jahrelanges Training ermöglichten es mir unerkannt und unbehelligt bis auf Sichtweite an das Waschhaus heranzugelangen.
Ich ging in die Hocke und sog prüfend die Luft durch die Nase.Gut, sehr gut.
Kein Duft von Deo, keine Spur von Hausfrauendüften in der Luft.Nur ab und zu wabberte eine Prise Reste „Deutscher Grillabend mit Würstchen und Schnitzel“ herüber, nichts Verdächtiges.

Buntwäsche 4
Kurzes überprüfen der Windrichtung und der Umgebung und ich huschte geduckt bis an die Mauer des Waschhauses.
An die Wand gepresst, die Wäsche meiner Kinder fest umschlungen verharrte ich einen Augenblick und verlangsamte wie ich es gelernt hatte meinen Atem und Herzschlag.Bis hierher ging alles glatt, wow.
Ein Blick zur Tür; nichts.
Ich jubelte innerlich, Tränen der Freude verschleierten meinen Blick und ich schob mich dicht an der Wand entlang Richtung Waschraum.
Nur noch 2 Schritte, ich begann übermütig und glückstrahlend wieder in den aufrechten Gang zu wechseln als sich von links und rechte aus dem Dämmer zwei mir übergroß erscheinende Gestalten schälten.„Scheiße“ entfuhr es mir.
Rugbyspieler können mich jetzt wahrscheinlich verstehen, so kurz vor  dem Touchdown und vollends verloren vor zwei übermächtigen Gegnern sank mein Herz in die Hosentasche und meine Brust krampfte sich zusammen.
Vielleicht ein erklärendes, friedenschaffendes, beschwichtigendes Wort?„ Oh gottgleiche Gebieterin des Spülvorganges, gesalbte unter den wuchtig Waschenden, gewährst du mir, dem Einsamen und nach sauberen Socken Trachtenden den Zutritt zu dem Gral der schleudernden Reinlichkeit?"
Nichts, nada, niente, gerade Mal die Augenbrauen der größeren der beiden Waschvollstreckerinnen und ein belatschter Großzeh der anderen in quittegrün zeigte Reaktion.Das war schon mal ein Schuß in den Ofen.
Es waren nur wenige Meter Distanz zwischen mir und der Türzarge, nur etwa 2 Meter zwischen den turmhoch aufragenden waschwütigen Riesendamen.

Buntwäsche 5
Glänzend, wie triumphierend raschelte das Polyester der Traininganzüge als die Frauen siegesgewiss ihre prallgefüllten Wäschekörbe hoben.
Plötzlich und tauchte im Geiste mein Mentor und Lehrer aus dem Dojo vor mir auf.Im Lotussitz über mir schwebend lächelte er weise.
„Der Frosch ist schneller als der Elefant“, rezitierte die Geistfigur und ich wusste schlagartig was zu tun war.
„Kiai“ schreiend wie ich es gelernt hatte stürmte ich aus dem Stand auf die Damen zu.Sie versuchten mir den Weg zu blockieren in dem sie sich zur Mitte der Tür bewegten und mir so den Weg zu versperren aber es war zu spät.
Kurz vor ihnen sprang ich ab über die entgegengestreckten Wäschekörbe und bildetet mich zusammenrollend eine Kugel die genau über den schmutzigen Schlüpfern, Socken und Hemden hinweghuschte und auf der anderen Seite sich abrollend wieder aufbaute.
Siegessicher grinsend und keuchend richtete ich mich vollends auf und wollte eben gerade langsam und genüsslich meine Wäsche auf  das Weiß des Waschautomaten stellen, als mir die bis dahin so fest in der Armbeuge eingeklemmten Tabs herausrutschten und über den Boden kullerten.
Die Mienen der mittlerweile mir zugewandten Damen wechselten von „Entsetzen“ zu „Es ist nicht alles Colt was ballert“.
Fatal, fatal, dachte der Krieger und mir entfuhr mit zusammengepressten Zähnen „So eine gotterverdammte Riesenscheiße“.
Der ach so nahe Sieg dahin, wenn es mir nicht gelang gleichzeitig der Tabs habhaft zu werden und den Wäschekorb zu platzieren.
Ich wünschte Tadeusz Nutsch, der Erfinder der Raumzeitfalte in Speisekammern nördlich des Weißwurstäquators  würde eben eine solche vor mir erscheinen lassen, so schamvoll war die Niederlage.
Stellte ich den Wäschekorb ab um die verlorenen Waschtabletten aufzuklauben würden die erzürnten Waschmatronen hundertprozentig dazwischenfunken.
Justament in diesem Augenblick brach eine der Damen prustend in Gelächter aus und zeigte mit wogendem Busen unter dem gestreiften Polyesterblouson auf die vermeintlichen Reinigungspillen.

Buntwäsche 7
Was da auf dem gefliesten Boden darniederlag waren keine der begehrten Taps, sondern 2 Stück kleine Rundkäse aus dem Supermarkt.
Konnte die Schande denn nun gar kein Ende nehmen?
Ich entsann mich einer Sitte welche bei Japanischen Soldaten in solchen Fällen zum tragen kam, Halodriri, oder so ähnlich.
Dabei stürzten sich die Unglücklichen in ihre Waschbottiche und suchten das nächstgelegene schwarze Loch auf um in aller Demut dieses Universum zu verlassen.
Schon sah ich mich gramgebeugt mit einem Stirnband mit der roten Sonne darauf vor dem Waschvollautomaten knien um mich, zumindest ehrenvoll, durch schleudern zu entleiben, als die immer noch prustende Dame nach Luft schnappend sagte: „Männer, es gibet doch rein jarnüscht komischeret wie Männer“,
gab die mächtigere der Damen von sich.
„Männeken, lof zu deiner Jurte und hol um Gottes Willen dat richtige Waschzeug, oder willste die Schlüpper deiner Jüngsten verkäsen?“ meldete sich die Waschmazone auf der anderen Seite.
In solchen Augenblicken kehrt mein Glaube an die Menschheit wieder zurück, erscheint mir Mutter Theresa als irdisch möglich und eine Steuererklärung als humanes Mittel unsere Gemeinsamkeit zu demonstrieren.
Ich beschloss diverse Kerzen zu spenden/anzuzünden und meinem Mentor und Meister bei nächster Gelegenheit zu Fragen wie bitte Frösche und Elefanten sich wirklich in solchem Falle verhielten; und ging schweigend den Käse umtauschen.Buntwäsche 8

Die Moral von der Geschicht: Käse im Schlüpper – dat passet nicht!

Mee2

Je klarer meine Gedanken, ja klarer ich mir selbst bin, desto klarer kann ich meine Umwelt und das was geschieht realisieren.
Das mit dem Leben, das ist für mich wie beim Brötchenkaufen.
Wenn ich der Verkäuferin nur sage, dass ich etwas zu essen haben will, werde ich einen erstaunten Gesichtsausdruck, aber keine Brötchen bekommen.
Ob ich nun meditiere oder andere Formen benutze um Klarheit in meinem Kopfkino zu bekommen - das bleibt jedem selbst überlassen.
Gottlob habe ich zumindest für mich einen Weg gefunden und gehe nicht mehr selbst hungrig, eine verzweifelte Verkäuferin zurücklassend, aus der Bäckerei.
Mein Weg ist der innere Weg, der der Kampfkunst.
Als ich vor mehr als 20 Jahren damit begann habe ich nicht im Traum daran gedacht, dass mein jahrelanges Üben auch die Backfachverkäuferin um die Ecke Glücklich machen kann.

Mit den Gedanken und der damit verbundenen Klarheit ist es für mich so wie Meister Rinpoche es beschrieb:
Nach und nach werden die Dinge zur Ruhe kommen und ganz natürlich ihren Platz finden.
Genauso, als wenn man eine Hand voll Reis auf eine glatte Oberfläche fallen läst.
Jedes Korn kommt von selbst zur Ruhe.

Danke Meister Rinpoche

 

Ich schaffe etwas?
Oder ich erschaffe etwas?

Mann kann in der Kampfkunst etwas er erschaffen oder schaffen.

schaffen 3

 

 

Man kann als Holzbildhauer etwas schaffen oder erschaffen.

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Man kann eine Situation schaffen oder erschaffen.

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Es ist wohl das kleine, klitzkleine göttliche was uns erschaffen
und das große menschliche was uns etwas schaffen läst.

Ganz zu Anfang meiner Erfahrungen mit der Kampfkunst war ich eifrig und bestrebt die Formen, Katas, Kumites, einfach alle der Formen und Bewegungsabläufe zu erlernen.
Formen 7Ich verbrachte  jede freie Stunde mit Kursen und Fortbildung.
Ich trainierte und übte viel und eifrig.
Mein Körper wurde elastisch, stark und schnell.
Meine Sinne schärften sich.
Voller Stolz bemerkte ich wie ich höher und höher treten, wie ich schneller und stärker schlagen und abwehren konnte.
Jede Technik wurde akribisch geübt bis ich zufrieden war.
Jede neue Technik, jede Kata sog ich in mit auf wie Spagetti vom Teller.
Doch nach vielen Jahren kam der Tag wo mich die Leere gleich einem Hammer traf.
Die Leere bestand aus einer einzige Frage: Wozu?
Und was steckt dahinter.
Formen 4Ich begann meine Mentoren mit Fragen zu bombardieren, mich über den Ursprung der Kampfkunst zu informieren.
Und wurde fündig.
Es war als stünde ich in einem riesigem Raum dessen Tür ich durchschritten hatte.
Vor lauter Training und Üben hatte ich die Hauptsache wirklich und wahrhaftig übersehen.
Im Ernst, eine Kunst die nur aus Formen aber keinem Inhalt besteht?
Ein Buch ohne Geschichte?
Ohne es bewusst wahr zu nehmen war ich zu dem gekommen was man wohl den inneren Weg nennt.
Die Formen und Bewegungen, all das Tun und Handeln in der Kampfkunst ergaben für mich einen Sinn: Sie zu füllen.
Sie mit dem zu füllen was ich in diesem Augenblick bin.
Und mich gleichzeitig in diesem Augenblick so wie ich es gelernt hatte zu beobachten.
Formen 8Ich fügte all das zusammen was ich bisher erlernt hatte und betrachtete es mir.
Die Meditation, die yogischen Übungen und ging alle Formen noch einmal durch.
Dieses mal ohne Absicht, ohne einen Gedanken ob alles perfekt läuft oder ob auch wirklich jeder Teil der Choreographie stimmt.
Im Dojo nannten wir das "Uhu auf Kopf".
Ich lief „meine Kata“.
Begreifen ist nun für mich lernen und nie ein endlicher Prozess.
Und macht Sinn.

Freude und Spaß sind sind auch durchaus gewinnbringende Zutaten.
Also, viel Spaß beim "füllen".

Formen 12

Meister und Orden 2

Warum es für mich keine Auszeichnungen, Spangen, Orden oder Gürtel gibt hat einen ganz einfachen und plausiblen Grund: Es macht für mich einfach keinen Sinn.

Es bezieht sich auf Dinge die in der Vergangenheit liegen und keine Aussage über da sind was aktuell ist.
Nehmen wir als Beispiel dafür einen Handwerksmeister.
Ist er ein Meister seines Handwerkes, weil ein Stück Papier erworben hat, worauf steht das er das ist, oder weil er meisterliche Handwerksarbeit vollführt?
Oder weil er Tag für Tag, Stunde für Stunde, all sein Können wieder auf den Prüfstand stellt?
Was ist mit dem Träger eines schwarzen Gürtels der nicht mehr übt?
Oder einen Helden, der vor geraumer Zeit  eine heldenhafte Tat beging?
Tatsächlich hat jemand in einem Augenblick seines Lebens vor anderen Menschen sein Können oder eine bestimmte vorgeschriebene Leistung dokumentiert, oder in der Vergangenheit eine von uns als besonders eingestufte Tat begangen.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Handwerksmeister kann zur Schlampe, der Schwarzgurtträger zum dicken Trinker und der Held zum Maulheld mutiert sein.

Für mich ist meisterliche Leistung die, die man in diesem Augenblick handelt und lebt.
Sie steht in jeder Sekunde des Lebens auf dem Prüfstand und muss immer wieder, mit jedem Atemzug in jeder Situation erarbeitet werden.
Meisterschaft zeigt sich im Handeln, im Leben.
Zu dem ist es für mich aus meinem Verständnis eben dir große Kunst immer Schüler zu bleiben  um wahrlich Meister zu sein.

Ein Kampfkunstmeister ist also tatsächlich ein sehr aufmerksamer Schüler der in jedem Moment seines Lebens das übt, lebt und praktiziert.
Der jede Übung jeden Tag aufs Neue angeht und nicht die Formen abarbeitet sondern sie immer wieder erarbeitet und weiterführt.
Im Bewusstsein dessen was er gerade tut, in aller Demut des Augenblickes .

Es ist  eben so wie in dem Film Karate Kid in dem der Lehrmeister, Mr. Myagi sagt: "Gürtel ist da um zu halten Hose fest".

In der Kampfkunst gibt es den schönen Satz:
"Wer einem Tiger auf den Schwanz treten will, muss unendliche Achtsamkeit walten lassen."
Ich musste bei dem Bild, was dabei in meinem Kopf entstand  lachen und merkte jedoch bald wie viel in den paar Worten steckt.
Achtsamkeit im LebenUnd weil mir der Satz, diese paar Worte soviel gaben, übertrug ich sie in mein alltägliches Leben.
Mit schier unglaublichen Ergebnissen.
Was für ein Abenteuer, welche Reichhaltigkeit mir mit einem Mal das kleinste Ereignis boten.
Und so möchte ich jedem der das liest empfehlen einen Teller Spagetti einmal als Tiger zu betrachten.
Viel Spaß.